Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

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Lehrpläne und Lehrbetrieb, 
klare Anschauungeu in freier Rede schlicht und angemessen wieder- 
zugeben. Die Mittel für die Förderung des schriftlichen und münd- 
lichen Ausdruckes voll auszunützen, sollen sich alle Lehrer gleichmäßig 
angelegen sein lassen. 
Poetik, Metrik und Rhetorik werden nicht systematisch und 
selbständig betrieben, sondern an die Lektüre angeschlossen, soweit 
sie deren Bedürfnis zu dienen haben. Diese letztere aber bildet den 
Mittelpunkt des gesamten Unterrichts. Sie schließt sich in den unteren 
und mittleren Klassen an ein methodisch zusammengestelltes Lesebuch 
an. Von Öbertertia ab treten allmählich selbständige Dichtungen, 
namentlich patriotische und klassische Dramen hinzu. In Realanstalten 
wird in der Tertia eine Homerübersetzung gelesen. Für die drei 
oberen Klassen schreiben die Lehrpläne eine chronologische Reihe 
der wichtigsten deutschen Dichtungen vor, die folgendermaßen 
verläuft: 
Ausgewählte Abschnitte aus dem Nibelungenliede, der Gudrun 
und eine Anzahl von Liedern Walthers von der Vogelweide im Ur- 
text oder in Übersetzungen. Im Anschlusse hieran Ausblicke auf die 
zroßen germanischen Sagenkreise (auch den nordischen, soweit dessen 
Berücksichtigung zum besseren Verständnis der deutsche Sage bei- 
trägt), auf die höfische Epik (Inhalt des Parzival) und die höfische 
Lyrik sowie Übersicht über einige Haupterscheinungen der geschicht- 
lichen Entwicklung der deutschen Sprache. — Von den wichtigsten 
Schriftstellern des 16. und 17. Jahrhunderts werden nur einige Proben 
mitgeteilt. — Klopstocks Leben und Bedeutung; einige Oden und 
einige charakteristische Stellen aus dem Messias. — Lessings Leben 
und wichtigste Werke; seine bedeutendsten Dramen und Abschnitte 
aus seinen prosaischen Schriften, besonders aus dem Laokoon und 
der Hamburgischen Dramaturgie. -— Goethes Leben und wichtigste 
Werke. Was schon früher von Goethe gelesen ist, wird dem Haupt- 
inhalte nach zusammengefaßt; eingehender zu behandeln sind die 
Gedankenlyrik, Hermann und Dorothea, Götz, Egmont, Iphigenie und 
womöglich auch Tasso, sodann wichtige Abschnitte aus seiner Prosa, 
besonders aus Dichtung und Wahrheit. Auf Herder und Wieland 
wird bei der Entwicklungsgeschichte Goethes hingewiesen. — Schillers 
Leben und wichtigste Werke. Die Jugenddramen in kürzerer Be- 
sprechung, die anderen, soweit sie nicht schon früher behandelt 
worden sind (vgl. UI), in eingehender Betrachtung; seine kultur- 
historischen Gedichte und seine Gedankenlyrik (besonders der Spazier- 
zang) und geeignete Stücke seiner Prosa. — Kleists Prinz von Hom-
	        
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