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Vlittelklassen, die jetzt ausschließlich zur Verfügung stehen, über die
vorbereitenden allgemeinen Anschauungen und die bloßen gedächtnis-
mäßigen Tatsachen nicht wohl hinauskommen können. Solange es
unmöglich ist, den Schwerpunkt dieses Unterrichts in die oberen
Klassen zu verlegen, ist eine wirkliche geographische Bildung auf
anseren Schulen nicht zu erreichen. Eine solche Verlegung aber er-
scheint unter den gegenwärtigen Verhältnissen und solange der Unter-
:icht in den fremden Sprachen nicht erheblich eingeschränkt werden
soll. unmöglich.
Lehrpläne und Lehrbetrieb.
Die preußische Schulbehörde hat daher doch wohl das beste
zetan, was sie unter diesen Umständen tun konnte: sie hat den mo-
dernen Bestrebungen auf diesem Gebiete einen gewissen, wenn auch
ıicht gerade sehr weitgehenden Einfluß auf den Lehrbetrieb einge-
räumt und damit einen allmählichen Fortschritt zu einer ergiebigeren
Gestaltung desselben angebahnt. ‚Dem Zweck dieses Unterrichts
entsprechend‘, heißt es in dem Lehrplan, „ist, unbeschadet der Be-
deutung der Erdkunde als Naturwissenschaft, vor allem der praktische
Nutzen des Faches für die Schüler ins Auge zu fassen. Daher darf
Jie physische Erdkunde nicht grundsätzlich vor der politischen bevor-
zugt werden, beide sind vielmehr innerhalb der Länderkunde in mög-
lichst enge Verbindung zu setzen. Bei der Behandlung der einzelnen
Länder sollen auch die wirtschaftlichen Hilfsquellen berücksichtigt
werden.“
Diesen Gesichtspunkten entsprechen Lehrziele und Lehraufgaben
im einzelnen. Überall wird bei fester Einprägung des notwendigsten,
sorgfältig zu beschränkenden Gedächtnisstoffes zu verständnisvollem
Anschauen der umgebenden Natur sowie der Relief- und Kartenbilder
angeleitet. An Zahlenmaterial werden auf den einzelnen Gebieten
1ur wenige, stark abgerundete Vergleichsziffern festgelegt.
Die Lehrordnung hat sich vor allem die methodischen Gesichts-
ounkte angeeignet, welche die bisherige Entwicklung gezeitigt hat,
and auf diese Weise den Unterricht aus dem Zustande der Willkür
and Zufälligkeit heraus zu einer festeren und geregelteren Gestaltung
gefördert. Als die drei Grundanschauungen einer Methodik des erd-
kundlichen Unterrichts, die sich bereits mehr oder weniger abgeklärt
haben, bezeichnet H. Wagner (Die Reform der höheren Schule, 5. 252)
„das Ausgehen von der örtlichen Umgebung des Wohnorts zur Ge-
winnung der Grundvorstellungen, die Bevorzugung des Atlas gegen-
über allen sonstigen Hilfsmitteln des Unterrichts und die Betonung