Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

‚48 
Vlittelklassen, die jetzt ausschließlich zur Verfügung stehen, über die 
vorbereitenden allgemeinen Anschauungen und die bloßen gedächtnis- 
mäßigen Tatsachen nicht wohl hinauskommen können. Solange es 
unmöglich ist, den Schwerpunkt dieses Unterrichts in die oberen 
Klassen zu verlegen, ist eine wirkliche geographische Bildung auf 
anseren Schulen nicht zu erreichen. Eine solche Verlegung aber er- 
scheint unter den gegenwärtigen Verhältnissen und solange der Unter- 
:icht in den fremden Sprachen nicht erheblich eingeschränkt werden 
soll. unmöglich. 
Lehrpläne und Lehrbetrieb. 
Die preußische Schulbehörde hat daher doch wohl das beste 
zetan, was sie unter diesen Umständen tun konnte: sie hat den mo- 
dernen Bestrebungen auf diesem Gebiete einen gewissen, wenn auch 
ıicht gerade sehr weitgehenden Einfluß auf den Lehrbetrieb einge- 
räumt und damit einen allmählichen Fortschritt zu einer ergiebigeren 
Gestaltung desselben angebahnt. ‚Dem Zweck dieses Unterrichts 
entsprechend‘, heißt es in dem Lehrplan, „ist, unbeschadet der Be- 
deutung der Erdkunde als Naturwissenschaft, vor allem der praktische 
Nutzen des Faches für die Schüler ins Auge zu fassen. Daher darf 
Jie physische Erdkunde nicht grundsätzlich vor der politischen bevor- 
zugt werden, beide sind vielmehr innerhalb der Länderkunde in mög- 
lichst enge Verbindung zu setzen. Bei der Behandlung der einzelnen 
Länder sollen auch die wirtschaftlichen Hilfsquellen berücksichtigt 
werden.“ 
Diesen Gesichtspunkten entsprechen Lehrziele und Lehraufgaben 
im einzelnen. Überall wird bei fester Einprägung des notwendigsten, 
sorgfältig zu beschränkenden Gedächtnisstoffes zu verständnisvollem 
Anschauen der umgebenden Natur sowie der Relief- und Kartenbilder 
angeleitet. An Zahlenmaterial werden auf den einzelnen Gebieten 
1ur wenige, stark abgerundete Vergleichsziffern festgelegt. 
Die Lehrordnung hat sich vor allem die methodischen Gesichts- 
ounkte angeeignet, welche die bisherige Entwicklung gezeitigt hat, 
and auf diese Weise den Unterricht aus dem Zustande der Willkür 
and Zufälligkeit heraus zu einer festeren und geregelteren Gestaltung 
gefördert. Als die drei Grundanschauungen einer Methodik des erd- 
kundlichen Unterrichts, die sich bereits mehr oder weniger abgeklärt 
haben, bezeichnet H. Wagner (Die Reform der höheren Schule, 5. 252) 
„das Ausgehen von der örtlichen Umgebung des Wohnorts zur Ge- 
winnung der Grundvorstellungen, die Bevorzugung des Atlas gegen- 
über allen sonstigen Hilfsmitteln des Unterrichts und die Betonung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.