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Die deutschen Kadettenkorps.
sächsischen Kadettenkorps aus in die Armee ein, nachdem sie vor
der Königl. Preußischen Ober-Militärexaminationskommission die
Fähnrichprüfung bestanden hat.
Die Anstalt, früher in der Innenstadt gelegen, wurde im Jahre
1878 in einen prächtigen Neubau verlegt, der, mit seinen Turn-,
Exerzier- und Spielplätzen dem. Prießnitztale sich zuneigend, einen
Teil der großartigen Militäretablissements der Dresdener Albertstadt
bildet, die besonders durch das tatkräftige Eingreifen des Kriegs-
ministers Graf Fabrice geschaffen worden sind (siehe Militär-Wochen-
blatt 1894, No. 39 und M. Dittrich, Staatsminister General Graf
Fabrice. Sein Leben und sein Streben. Dresden 1891).
An der Spitze der Anstalt steht ein Stabsoffizier als Komman-
deur, der dem Kriegsministerium unmittelbar ‚unterstellt ist. Die
beiden Kompagnien sind 2 Hauptleuten unterstellt, denen für die
Erziehung der Zöglinge Oberleutnants oder Leutnants als Erzieher
»eigegeben sind.
Als fachmännischer Leiter des Unterrichts an der Anstalt wirkt
ein Studiendirektor. Der Lehrkörper besteht aus 3 Militärlehrern
‘zurzeit 1 für Französisch, 2 für Mathematik) und 15 Zivillehrern
13 wissenschaftlichen, 1 Gesang- und 1 Zeichenlehrer). Eine Auf-
sichtsbehörde, wie sie in Preußen und Bayern durch die Inspektionen
des Militärbildungswesens gegeben ist, besteht für das Sächsische
Kadettenkorps nicht; für die Prima hat die Königlich Sächsische
Unterrichtsverwaltung den Charakter einer Aufsichtsbehörde.
Die augenblickliche Zahl der Klassen*) beträgt 13 (1 Quarta,
2 Untertertien, 2 Obertertien, 3 Untersekunden, 3 Obersekunden, 1 Unter-
prima, 1 Oberprima; Teilung in Parallelklassen tritt grundsätzlich ein,
sobald die Schülerzahl mehr als 30 in einer Klasse betragen würde.
Die Zahl der etatsmäßigen Stellen beträgt 226 (darunter Stellen mit
erhöhtem Erziehungsbeitrag von 1500 M. für Söhne von Ausländern,
sodann Stellen zu 800, 450, 300, 180, 90 M. und Freistellen). Die
Einnahmen an Erziehungsbeiträgen betragen nach dem Durchschnitt
der 3 letzten Jahre 78 790 M. Der Etat für 1903—1904 weist auf an
Ausgaben für Besoldungen 120 800 M., an anderen persönlichen
Ausgaben 20778 M., an sachlichen und vermischten Ausgaben
72576 +92 734 M.
*) Eine früher mit der Anstalt verbundene Selekta ist im Jahre 1874 aufgehoben
worden.
Dr. Ziehen.