Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

reschichte des Mädchenbildungswesens in Deutschlands. 243 
vuf- 
alt- 
che 
zhe 
are 
‚en 
4Ur 
ng, 
in 
ınd 
itet 
lter 
Öh- 
ınd 
ıen 
ler 
ugs. 
1Jen 
ınd 
Ye- 
len 
iur 
hr 
eilt, 
zoll 
un‘ 
MN 
m 
les 
en- 
eit, 
les 
nte 
ıtze 
lere 
ım 
in den aufblühenden Städten die Alleinherrschaft der Kirche über 
lie Schule zu erschüttern. Einerseits sind es die großen politischen 
Kämpfe zwischen geistlichen und weltlichen Machthabern, in die auch 
die Schule hineingezogen wurde, andrerseits die freiheitlichen Nei- 
gungen des mächtig aufstrebenden Bürgertums. Dazu kommt, daß 
die sprachliche Entwicklung, die mehr und mehr das Latein aus dem 
Geschäfts- und Urkundenwesen verdrängt hatte, das Bedürfnis, deutsch 
lesen und schreiben zu können, in der städtischen Bevölkerung immer 
stärker hervortreten ließ. MNeben den lateinischen Klosterschulen 
entstanden deutsche Privatschulen, „Klippschulen“ oder „Neben- 
schulen‘, wie man sie im Gegensatz zur lateinischen Schule verächt- 
lich nannte. — Brotlose Kleriker oder Handwerkerswitwen, die ein 
wenig lesen und schreiben konnten, begannen, die wachsende Nach- 
'rage nach deutschem Lese- und Schreibunterricht nach Kräften zu 
befriedigen, sodaß man bald in großen Städten das Schulhandwerk 
zünftig regeln mußte, um, wie in anderen Handwerken, Übergriffe 
des einen auf Kosten des andern unmöglich zu machen. Gegen diese 
zünftigen Schulmeister oder Lehrfrauen trat oft der Scholasticus auf, 
der erste Beamte im kirchlichen Schulwesen der Stadt, um das Inter- 
asse, und zwar mehr das materielle als das geistige Interesse der 
Kirche dieser Konkurrenz gegenüber zu verteidigen. Im 14. und 
15. Jahrhundert beobachten wir in vielen großen Städten solche 
Schulkämpfe, die sehr häufig mit dem Sieg der weltlichen Schule 
endigten.!) Viele dieser kleinen Winkelschulen beschäftigten sich be- 
sonders mit dem Mädchenunterricht. Da er nach allgemeinen Be- 
griffen nur notdürftige Kenntnis des Lesens, allerhöchstens des 
Schreibens zu vermitteln hatte, so wurde er ein Zufluchtsort für allerlei 
zescheiterte Scholaren, die kaum zu etwas anderem mehr taugten. 
Das läßt eine Strophe eines Gedichtes erraten, das die Vorzüge des 
Gelehrtenberufs preist und zum Schluß so sagt: 
Si vero grammaticam nequis scire plene, 
Defectu ingenii, defectu crumene, 
Horas et psalterium discas valde bene, 
5Scholas, si necesse est, puellarum tene.?) 
Höher als die Schulmeisterei solcher Scholaren ist wohl die 
Wirksamkeit der Beghinen einzuschätzen, freier Schwesternschaften, 
NH. J. Kaemmel: Geschichte des deutschen Schulwesens im Übergange von 
Mittelalter zur Neuzeit. Leipzig 1882. Kap. II. — Friedr. Paulsen: Geschichte des 
zelehrten Unterrichts. II. Aufl. 
2) Zeitschrift für deutsche Philologie V, S. 813.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.