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Grunde Körperzellen ihre Struktur verändern und
einen Stoffwechsel sich zu eigen machen, der den
übrigen Körperzellen vollständig fremd ist. Entwickeln
sich z. B. Krebszellen oder Sarkomzellen, dann
haben wir Zellen vor uns, die sich dem gesamten übrigen
Zellstaate nicht mehr bei- oder unterordnen. Diese
Zellen haben offenbar eine gewisse Selbständigkeit
erlangt. Sie unterhalten keine direkten Beziehungen
mit den verschiedenartigen Körperzellen. Sie sind
gewissermaßen außerhalb des Verbandes der Zellen
aines bestimmten Organes getreten. Auch hier haben
wir offenbar Sekretstoffe vor uns, Stoffwechselprodukte,
die für das Blutplasma fremd sind. Ferner können
wir uns vorstellen. daß auch hier Zellen zerfallen und
Produkte in das Blut übergehen, die vollständig plasma-
fremd wirken.
Diese Vorstellungen ergeben die Mög-
lichkeit, die Wirkung von fremdartigen Or-
ganismen aller Art und speziell von Mikro-
organismen innerhalb des Organismus, und
die Beziehungen dieser Zellen zu den übri-
gen Körperzellen von allgemein physio-
logischen Gesichtspunkien aus zu betrach-
ten. Es schien uns wohl der Mühe wert, derartigen
Gedankengängen nachzugehen, und den Versuch zu
wagen, durch direkte Versuche und Beobach-
tungen engere Beziehungen zwischen den beiden For-
schungsgebieten Physiologie und Immunitätslehre zu
knüpfen.