Therapeutische Verwendung der Abwehrfermente. 89
kreisten, Blut abgenommen und aus diesem Serum ge-
wonnen. Dieses diente zur Einspritzung. Ausgewählt
wurden gänzlich hoffnungslose Fälle von Karzinom. Leider
hat der Weltkrieg diese Versuche jäh unterbrochen. Sie
konnten nach Kriegsende nicht mehr wieder aufgenommen
werden. Neben ermutigenden Berichten!), erfolgten Mit-
teilungen, wonach das abwehrfermenthaltige Serum bei Krebs-
trägern heftigste Reaktionen auslöste?). Es fehlt an Versuchen
über entsprechende Erfahrungen an Nichtkarzinomträgern.
Daher weiß man nicht, ob bei den Karzinomträgern eine
spezifische Reaktion vorlag. Ein derartiger Befund wäre an
sich schon sehr interessant. Wichtig ist, daß auch am Ort
der Einspritzung des erwähnten Serums lokale Reaktionen,
wie Rötung und Schwellung, eintraten?). Es ist erwünscht,
daß derartige Versuche wieder aufgenommen werden.
Schließlich sei noch erwähnt, daß es von Interesse wäre,
die bei den einzelnen Abwehrfermentversuchen an-
fallender Abbauprodukte zu sammeln und biologisch
zu prüfen. Am geeignetsten ist für derartige Untersuchungen
die Anwendung der Dialyse und von Serum. Es sei ein Beispiel
angeführt. Es wird in einem Dialysierschlauch, Serum eines
Karzinomträgers zur Einwirkung auf Karzinomsubstrat bei
370 gebracht. Als Außenflüssigkeit wählt man am besten
Wasser. Das Dialysat wird bei Zimmertemperatur in sterilen
Petrischalen im Vakuumexsikkator zur Trockene gebracht
(über konzentrierter Schwefelsäure). Nunmehr stellt man einen
ı) H. Kohlhardt, Fermentforschg ı, 76 (1916). — R. Beneke,
Ebenda ı, 89 (1916).
?) Boyksen, Münch. med. Wschr. 1919, 93.
3) Interessanterweise führt parenterale Zufuhr von Plazentapepton
bei schwangeren Tieren zu schweren allgemeinen Erscheinungen, Ferner
tritt am Ort der Injektion Rötung und Schwellung auf. Vgl. Emil
Abderhalden u. L. Grigorescu, Münch. med. Wschr, 1914, 1209. —
Vgl. auch Engelhorn u. Wintz, Münch, med. Wschr. 1914, 689. —
P. Esch, Ebenda 1914, 1115.