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Im Mittelpunkt der Ziegelarchitektur, als eine Art von Mutter-
kirche, steht die Lübecker Marienkirche. Sie hat ein ganzes Ge-
‚schlecht von Sakralbauwerken gezeugt. Es sind fast alles bürgerliche
Pfarrkirchen, und fast immer heißen sie auch Marienkirche. Am Lü-
becker Bau war im Jahre 1291 der Chor vollendet; die Türme wur-
den 1304 begonnen. Die Architektur ist ruhig und schlicht, sie wirkt
durch die sehr rein klingenden Verhältnisse. Im Strebewerk ist nichts
Verwirrendes, die spitzen Türme wachsen in fünf klaren Stockwerken
empor, Dekorationen sind sparsam verwandt. Der Eindruck des Phra-
senlosen wird gesteigert durch die Nachbarschaft des alten gotischen
Rathauses und der schönen Platzanlage vor dessen beiden Flügeln.
Wie stark die Kirche als Muster gewirkt hat, zeigen die im vierzehnten
Jahrhundert erbauten Kirchen in Wismar, St. Marien, St. Jürgen
und vor allem die im Innern mächtig aufstrebende St. Nikolai. Das-
selbe beweist die Rostocker Marienkirche, und es beweisen die bei-
den mächtigen Kirchenbauten in Stralsund: St. Marien mit dem
Einzelturm aus dem fünfzehnten Jahrhundert und St. Nikolai mit
den beiden kolossalen vierstöckigen Turmstümpfen, von denen der
eine eine barocke Haube trägt. Verwandten Charakter hat auch in
dem einst kirchenreichen Danzig der merkwürdige Baukörper von
St. Marien. Er enthält eine Hallenkirche, die auf kreuzförmigem
Grundriß ein dreischiffiges Langhaus mit Seitenkapellen und ein
dreischiffiges Querhaus bildet. Das Äußere wirkt stark durch eine
eigenartige Dachbildung — sechs Satteldächer, die.einander durch-
schneiden und verzierte, von Pfeilern durchschnittene Giebel zei-
gen —, durch sechs die Eckpunkte des Kreuzes betonende Spitz-
türme und durch einen monumentalen, von Strebepfeilern vertikal
umklammerten, von Stockwerksteilungen horizontal gegliederten
Westturm mit stumpfem Abschluß. Nimmt man noch das reinliche
Schulbeispiel der Doberaner Zisterzienserkirche hinzu, die auf Tür-
me ganz verzichtet, oder die Prenzlauer Marienkirche aus dem zwei-
ten Viertel des vierzehnten Jahrhunderts, mit ihrem schönen Innen-
raum, mit ihrem malerischen Wechsel roter und dunkel glasierter
Backsteine innerhalb des kraftvoll und schmuckhaft über niedrige
Hausreihen hinauswachsenden Giebels an der Ostfront und mit den
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