GEISTLICHE BAUMEISTER DER ROMANIK
ie Talente der ersten großen Bauperiode, die Deutschland er-
| DI hat, die Meister des romanischen Stils, sind im wesent-
lichen namenlos, Wir kennen nur wenige Namen, können aber selbst
aus überkommenen biographischen Notizen nicht Vorstellungen
von Persönlichkeiten gewinnen. Sofern die Bauten jener Zeit gut er-
halten sind, lassen sie sich qualitativ unterscheiden; neben schul-
mäßigen, mühsam nur die Stilform beherrschenden Arbeiten stehen
andere, die von der Phantasie und dem Können lebendig schaffen-
der Begabungen zeugen. Es darf angenommen werden, daß solche
Meister zu Lebzeiten Anerkennung gefunden haben; denn sie sind
offenbar viel beschäftigt worden. Es ist sogar wahrscheinlich, daß
sie einen gewissen internationalen Ruf gehabt haben. Wenn von die-
sem persönlichen Ruhm dennoch wenig auf uns gekommen ist, wenn
die sonst so fleißig schreibenden Mönche ihn nie erwähnt haben, so
liegt es daran, daß die künstlerische Persönlichkeit in dieser Früh-
zeit der Geschichte grundsätzlich nicht verherrlicht worden ist, daß
das Bauwerk zu Ehren Gottes viel galt, der Name des Erbauers
aber wenig, daß auch der Begabteste sich einordnen mußte, und daß
dieses namenlose Dienen ebenso selbstverständlich war, wie in den
späteren Jahrhunderten der individualistisch denkenden italieni-
schen Renaissance das Hervortreten der Persönlichkeit wünschens-
wert erschienen ist.
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