gotischen Blattkapitelle und anderen Details, Der Baumeister, der
dem Innern des Naumburger Doms die endgültige Gestalt gegeben
hat, war sicher ein starkes Talent, doch wird er überschattet von der
genialen Steinmetzbegabung, der wir die Bildhauerarbeiten verdan-
ken, Hier ist Gelegenheit gegeben, zu sagen, daß fast alle romanischen
Meisterbauten und Meisterskulpturen Punkte aufweisen, wo die ge-
staltende Kraft erlahmt ist, wo die Form nicht bis zum letzten „er-
ledigt‘ ist, oder wo naiv etwas gegenständlich Unwesentliches zu
sehr hervortritt. Es entsteht die Frage, wie sich die höchsten Leistun-
gen der Romanik hierin zu denen der griechischen Kunst verhalten.
Die Außenarchitektur des Naumburger Doms ist prachtvoll. We-
nige deutsche Sakralarchitekturen lassen sich so genußvoll umwan-
deln. Der Bau mit seinen merkwürdigen Anbauten — ein schöner
Kreuzgang gehört dazu — ist eine ganze Welt. Die beiden Turm-
paare — die westliche, ein wenig ins Byzantinische gehende Turm-
gruppe ist der in Bamberg und auch der in Laon sehr ähnlich — ge-
ben diesem Hauptwerk des Kirchenbaus in Thüringen etwas unge-
mein Stolzes und Reiches. Da die Bauzeit verhältnismäßig kurz ge-
wesen ist, scheint ein einziger Meister das Entscheidende getan zu
haben. Besonders eindrucksvoll ist die diabolisch gesteigerte Cha-
rakteristik einiger Wasserspeier. Dieses sind schon mehr gotische Mo-
tive; im übrigen aber ist die Gotik auch in diesem Werk des Über-
ganges nur zu Gast. Der Naumburger Dom ist ein konservatives Ge-
bilde, eine Frucht der romanischen Baukunst auf ihrem Reifepunkt.
Von allen beschriebenen Bauten fehlen fast ganz genaue Baunach-
richten. Wirerfahren wenig und dürfen nicht hoffen, jemals viel mehr
zu erfahren. Wenn dieses für die Sakralbauten gilt, so gilt es mehr
noch für die Profanarchitekturen der Zeit, soweit sie noch als Ru-
inen oder in Restaurierungen vorhanden sind. Wahrscheinlich sind
es dieselben Baumeister gewesen, die die Kirchen, die Kaiserpfalzen
und die Burgen erbaut haben. Jedenfalls sind einige der im Sakral-
bau verwandten Formen vom Profanbau unverändert fast übernom-
men worden. Dieses gilt vor allem von den Bogenfenstergruppen mit
den delikat ausgebildeten kleinen Säulen. Repräsentative Aufgaben
des Profanbaus waren in erster Linie die Kaiserpaläste. Von ihnen
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