1721-1723; in der Zwischenzeit entstand der Garten mit vielen Bassins,
Grotten, Statuen und Blumenbeeten. Der italienisch-französisch erzogene
Prinz nahm selbst regen Anteil. Das Gesamtergebnis ist ein Meisterwerk
barocker Repräsentation. Das obere Schloß ist über die ganze Breite des
Grundstücks gelegt; Einzeldächer decken die verschieden hohen Bauteile
und geben damit der Gesamtmasse einen bewegten, fast eigenwilligen Cha-
rakter. Die Gartenfassade liegt im hellen Licht der Höhe wie ohne Schwere
da; der Eindruck ist sehr malerisch, die Pracht erscheint poetisch verfeinert.
Die Wirkung läßt sich von fern der des Zwingers in Dresden vergleichen,
trotz des viel größeren Maßstabes. Die Straßenfront, die höher als die Gar-
tenhausfassade liegt, spiegelt sich wirkungsvoll in einem riesigen Bassin.
Das Ganze wirkt wie ein brillanter Krönungsmarsch. Ein schönes Raum-
erlebnis vermittelt das große Treppenhaus, das zu einem durch zwei Stock-
werke gehenden, reich geschmückten Marmorsaal hinaufführt. Die Reprä-
sentation scheint dort Natur geworden zu sein. Es gibt wenige Schlösser
mit einem Empfangsraum von so zündender Pracht, mit einem so herr-
lichen Blick durch die hohen, breiten Bogenfenster auf Garten und Stadt.
Das niedrige Kasino*® mit erhöhtem Mittelbau ist in der knappen Sicherheit
seiner Einzelformen ein Muster anderer Art.
Das Stift Göttweig war ein Auftrag, der wieder auf den Grafen Schön-
born zurückging. Von dem riesenhaft Geplanten ist nur ein kleiner Teil
ausgeführt worden. Doch wirkt selbst dieses Fragment stark — schon durch
seine Lage auf einem steilen Donauberg. Die Klöster suchten damals gern
den Bauplatz auf beherrschenden Anhöhen. Lukas von Hildebrandt starb
im Jahre 1745. Er steht neben Fischer von Erlach wie der Poet neben dem
Gelehrten. Künstlerisch war er so reich, daß er verschwenderisch sein
konnte. Er brauchte nur zu empfinden. um gleich auch Melodiöses zu bil-
den. Wie ein Gleichnis ist es, daß er in der Geschichte seinen Platz ge-
funden hat neben dem von den Wienern vergötterten Prinzen Eugen. Auch
er hat etwas vom »edlen Ritter«.
JAKOB PRANDTAUER ist noch heute ein ziemlich unbekannter Meister;
das Wenige aber, das wir von ihm wissen, gibt von seinem Talent eine hohe
Meinung. Das Geburtsjahr ist unsicher, es liegt zwischen 1655 und 1660.
Er war der Sohn eines Maurers, die Quellen bezeichnen ihn im Anfang als
Bildhauer: sein Tätigkeitsgebiet wurde das Donauland zwischen Linz und
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