Technikers leisten, was bürokratisch verwaltungsmäßig erledigt werden
konnte, war zureichend. Wo aber die bildende Phantasie hätte einsetzen
müssen, da entstand das Fratzenhafte. Aktiengesellschaften, Kommissio-
nen, Bankdirektorien, parteipolitisch zusammengesetzte Magistrate und
profitlich rechnende Spekulanten können keine Bauherrenaristokratie
bilden. Und wo der Bauherr versagt, da muß auch der Architekt versagen.
Unter solchen Verhältnissen sind die modernen Regierungspaläste zu
Mustern polytechnischer Stilabwandlungen geworden, haben unsere
Museen und Börsen Formen antiker Tempel angenommen, haben die
»Mietskasernen« eine lächerliche Konkurrenz mit den Patrizierpalästen
der italienischen Renaissance aufgenommen. Am schlimmsten wird es,
wenn man das Wohnungswesen sozial betrachtet. Die Art, wie die Arbeiter-
bevölkerung von der Natur abgeschnitten, wie sie zusammengepfercht, um
Gesundheit und reine Lebensfreude betrogen und demoralisiert wurde,
hat die große Weltkrise nur um so schneller herbeigeführt, hat sie ver-
schärft und der sozialen Erkrankung einen besonders bösartigen Charakter
verliehen.
Das 19. Jahrhundert ist trotzdem nicht durchaus arm an Kunst gewesen.
Nur spielte sich alles Künstlerische auf einer viel engeren Plattform ab. Als
das Gesamtkunstwerk des Barocks erschöpft war und auch das Pseudo-
Gesamtkunstwerk des Klassizismus abgetan war, als damit die Architektur
ihre führende und sammelnde Rolle aufgeben mußte, kam es, wie schon
vor dreihundert Jahren, zu einer Spezialisierung der einzelnen Künste. Die
Kunst, die davon am meisten Nutzen hatte, war die Malerei. Ihr Wert ist
bezeichnet, wenn für Deutschland Maler wie Cornelius, Runge, Caspar
David Friedrich, Waldmüller, Blechen, Leibl, Menzel, Liebermann, Feuer-
bach, Marees und Thoma genannt werden, wenn auf Zeichner wie Rethel,
Busch, Oberländer und vor allem auf Menzel verwiesen wird. Deutlicher
noch wird, welche Sezessionskunst gemeint ist, wenn für die französische
Kunst Namen wie Ingres, Gericault, Delacroix, Daumier, Corot, Courbet,
Manet, Cezanne und Renoir angeführt werden. Diese Malerei — einige
spätere Bildhauer kommen hinzu — repräsentiert das Beste des bürgerlich-
kapitalistischen Jahrhunderts, sie rettet dieses Jahrhundert gewissermaßen
im Künstlerischen vor der Weltgeschichte. Zur Baukunst jedoch stand
diese Malerei überhaupt nicht mehr in irgendeinem Verhältnis, im Gegen-