10 —
aus Schmiedeeisen, nach den auf den Braunschweigischen Bahnen eingeführten
Normalien hergestellt sind.
Eine Compensation in den Gestängen ist deshalb überflüssig, weil die
Ausdehnung nur den Riegel bewegt, sodass letzterer — je nach der Tempe-
ratur — etwas weniger oder mehr eingeschoben wird.
Die Gestänge ruhen auf 3 Meter von einander montirten Rollen, welche
letzteren zum Theil auf abgeschnittenen Schwellhölzern mit Schraubenbolzen
befestigt, oder auf kleinen Sockelquadern mit Blei vergossen sind. Die Röhren-
stränge sind endlich derart angeordnet, dass beim Einschieben der Riegel — als
der wichtigsten Function — dieselben auf der grössten Länge auf Zug und
in den kürzeren Längen auf Druck in Anspruch genommen werden.
Erfahrungsresultate über diese Anlagen.
In der Beantwortung der diesjährigen „Technischen Fragen (Frage 6) des
Vereins deutscher Eisenbahnen“ sind seitens der Braunschweigischen Direction
die Resultate dieser Einrichtungen als „sehr gut“ bezeichnet, da sie für die
gegebenen Fälle unfraglich mit verhältnissmässig geringen Anlage- und mit bis
jetzt fast gar keinen Unterhaltungskosten die Sicherheit wesentlich erhöht haben,
Der Effect dieser einfachen Verriegelungen kann aber immer nur ein auf be-
stimmte einzelne Fälle beschränkter bleiben, da derselbe nur für diese Sicherheit
bietet und einer weiteren Combination nicht fähig ist.
Partielle Unvollkommenheit dieser Anlagen.
Es können Fälle eintreten, in welchen eine Hauptfahrlinie durch Repa-
raturen an Gleisen oder Weichen oder durch Unfälle gesperrt ist, so dass der
Verkehr nur über das zweite Gleis allein gelenkt werden kann. Alsdann ist
die Signalisirung der Züge, in Folge der veränderten Weichenstellung, nicht
möglich und es empfiehlt sich dann, den Bolzen des Riegels herauszunehmen,
um — unabhängig von demselben — Signale und Weichen zu manipuliren.
In solchen Ausnahmefällen ist aber alsdann die grösste Vorsicht anzu-
wenden und der betreffende Aufsichtsbeamte (was zwar bereits durch das Bahn-
polizei-Reglement gesetzlich vorgeschrieben) stricte anzuweisen, vor jedem
Zuge jede Weiche selbst zu controliren oder noch besser selbst zu stellen,
da durch die lange Gewöhnung an die Combination der Bewegungen und deren
Wechselwirkung, der gewöhnliche Weichensteller — nach specieller Erfahrung
auf den Braunschweigischen Bahnen — sich in einen Ausnahmezustand nur
sehr schwer findet und daher — während der, wenn auch kurzen Dauer des-
selben — leicht Irrthümer begehen kann. Die Zweckmässigkeit der Anwendung
der einfachen Verriegelungen dürfte durch vorstehende Beispiele genügend be-
leuchtet und präcisirt sein, sie leiden sämmtlich an dem Hauptfehler, dass die
Weichen erst unmittelbar mit der Hand gestellt werden müssen, während ein
interlocking-Apparat mit der gleichen Anzahl der Hebel und Gestänge, neben
der Sicherung der Fahrrichtungen, auch die rasche und bequeme Stellung
der Weichen von einem Punkte (ohne das gefährliche und zeitraubende Hin-
und Herlaufen der Wärter) gleichzeitig ermöglicht. — Es ist daher im Allge-
meinen rathsamer, in complicirten, ja selbst auch bei den einfachsten Fällen,
sofern ein lebhafter Verkehr durch dieselben vermittelt werden muss, nicht das
Palliativmittel der einfachen Verriegelung; sondern das vollendetere — wenn
auch theurere — System der Weichenthürme zu adoptirem