Full text: Ueber Weichenthürme und verwandte Sicherheits-Vorrichtungen für Eisenbahnen

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Weichen selbst — zu geben, um nicht nur kleine Biegungen und Spielräume 
in den Gestängen- und Bolzenöffnungen auszugleichen, sondern um ein absolut 
festes und energisches Anpressen der Weichenzunge an die Hauptschiene — 
dauernd — zu erhalten. 
An den Rechts- und Links-Regulirschrauben vor den Weichen und den 
Stellapparaten — welche behufs Ausgleichung kleiner Längendifferenzen er- 
forderlich — müssen Contremuttern fest gegengeschraubt (gegen Frevel), sowie 
sämmtliche Bolzen gehärtet und mit Splinten gesichert werden, um ein 
in Canälen unbemerktes Herausrütteln derselben zu verhüten. 
Sämmtliche Rollen, Winkel und Gestänge werden vor und nach der 
Montirung je einmal mit grauer Oelfarbe gestrichen — und die Zapfen etc. 
gut geölt. (Petroleum und Knochenöl zur Hälfte gemischt.) 
Bei den Signaldrahtleitungen werden ebenfalls zuerst die Rollen nach 
der Schnur aufgestellt und der Draht an den betreffenden Punkten fest ver- 
schleisst. Derselbe muss aber vor dem Verlegen ausgezogen und die Biegungen 
antfernt werden. An den Umkehrrollen kommen nur englische Patentketten zur 
Anwendung. 
Was die Zeitdauer der completen Aufstellung eines Weichenthurms 
(30-—40 Hebel) incl. allem Zubehör anbetrifft, so lässt sich dieselbe in den 
Sommermonaten, incl. der verdeckten Canäle, binnen 2 Monaten von einem 
Monteur und den nöthigen Hülfsarbeitern ausführen. 
Die Anlagekosten einer Weichenthurmanlage sind sehr variable, da 
die Methode der Ausführung, die Construction der Gebäude, der Canäle, der 
Baugrund etc., die Jahreszeit und die mannigfachen Störungen der Arbeiten 
Jurch den Verkehr selbst, von Einfluss sind. Aus diesem Grunde hält der 
Verfasser es nicht für angemessen, die Gesammtkosten jeder einzelnen Anlage 
auf den Braunschweigischen Bahnen hier anzuführen. Uebrigens muss noch an 
dieser Stelle auf eine sachgemässe, solide und maschinell durchaus voll- 
kommene Ausführung der Stellapparate selbst und nicht auf die Billig- 
keit allein aufmerksam gemacht werden, da Nichts lästiger und selbst ge- 
fährlicher ist, als Reparaturen im Betriebe der Weichenthürme. 
Diesein Grundsatz‘ scheint man in einzelnen Fällen noch nicht die ge- 
bührende Beachtung zu schenken und werden unzweifelhaft nicht von den 
besten und zähesten Materialien ausgeführte, an den Gleitflächen nicht ge- 
härtete Apparate in Folge ihrer raschen Abnutzung sich als financiell 
unrationell herausstellen, wenn sie erst eine längere Reihe von Jahren im 
Betriebe gewesen sind. 
Nach den Erfahrungen auf den Braunschweigischen Bahnen lässt sich 
an Weichenthurm mittlerer Grösse (20—830 Hebel) inel. Gestänge, massiven 
Gebäuden und Canälen, excel. Weichen und Signale, für 1000-—1200 Mark 
pro Hebel betriebsfähig herstellen, Einzelne Anlagen in hölzernen Gebäuden 
erreichen kaum den Betrag von 900 Mark pro Hebel, andere ältere über- 
schreiten selbst den ersteren nicht unerheblich, da im Laufe der Bauzeit noch 
Veränderungen oder Verbesserungen vorgenommen werden mussten, Auf den 
belgischen Bahnen mit frei liegenden leichteren Gestängen, hölzernen sehr ein- 
fachen Hochbauten, rechnet man etwa 1000 Francs pro Hebel incl. Signale. 
An die Firma Max Jüdel sind 1877 für die zuletzt gelieferten, Vver- 
vollkommneten und im Vorstehenden beschriebenen Apparate pro Hebel 210 Mark 
bezahlt. Die Anschaffungskosten der in den eigenen Werkstätten ausgeführten 
Transmissionen betragen etwa:
	        
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