Full text: Ueber Weichenthürme und verwandte Sicherheits-Vorrichtungen für Eisenbahnen

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Ausnahme grosser Terminus-Bahnhöfe, auf welchen die meistens quer über die 
Gleise gestellten grossen Signalhäuser auf eisernen Substructionen ruhen — 
einfacher Holzbau — ohne Ausmauerung in Anwendung. Der mit einem kleinen 
Ofen heizbare Raum für die Apparate ist auf das äusserste Maass beschränkt, 
nur etwa 10 engl. Fuss tief, und wird rings umher durch schiebbare Glasfenster 
begrenzt. Eine einfache hölzerne Freitreppe führt zu den Apparaten, während 
der unter den letzteren liegende Raum nicht umschaalt, sondern die herab- 
gehenden Gestänge und Drähte frei lässt. Sämmtliche Substruetionen bestehen 
in der Regel nur aus Holz, und hat man das ehemals vielfach übliche Com- 
biniren der Semaphoren mit den Signalhäusern jetzt verlassen. 
2) Unter den verschiedenen Constructionen der auf gleichen Principien 
beruhenden interlocking-Apparaten ist der auf Tafel XI, Fig. 1—6 dargestellte 
Saxby’sche (1867) der verbreitetste. Wir fanden denselben nicht nur auf den 
Belgischen Staatsbahnen fast auf jeder Station, sondern auch in bedeutender 
Grösse, (dicht vor dem Nordbahnhofe in Brüssel einen Apparat von 114 Hebeln 
neben mehren kleineren vor ihm liegenden) in Thätigkeit, Drei bis vier mittel- 
grosse in Intervallen aufgestellte Weichenthürme decken den Westbahnhof in 
Brüssel, und sind dieselben derart arrangirt, dass auch die in den Hauptgleisen 
liegenden Drehscheiben sowie die zu diesen führenden Quergleise mit den Hebel- 
apparaten communiciren, und die Drehscheiben erst richtig gestellt, darauf fest- 
geriegelt und das Quergleis durch einen gusseisernen Klotz von dem Haupt- 
gleise abgesperrt werden muss, bevor das betreffende Ein- oder Ausfahrts- 
signal gegeben werden kann. 
Alle diese zum Theil grossen Apparate werden aber durch eine Weichen- 
thurmanlage überragt, welche der Verfasser in London für die London-bridge- 
Station in Ausführung sah. Dieselbe enthält zwei parallel in einem Thurme 
stehenden Apparate der Saxhby’schen Construction von je 140 Hebeln, somit 
280 Hebel, welche planmässig nur von 2 Signalwärtern und 2 Knaben (zum 
Buchen der verschiedenen Züge etc.) bedient werden sollen. In der That die 
denkbar höchste Centralisation und Ersparung an Menschenkräften, . welche bei 
der anf deutschen Bahnen gebotenen Oeconomie in den Ausgaben die ernsteste 
Beachtung verdient. 
Der kleine Apparat Taf. XI, Fig. 1—6 mit 4 Signal- und 6 Weichenhebeln 
gleicht im Systeme und in der Construction dem grössten von 140 Hebeln, 
und besitzt derselbe die Eigenthümlichkeit, dass, wenn der Signalwärter nur 
die Hand an die Federklinke legt und dieselbe an den Hebel andrückt, bereits 
diejenigen andern Hebel verriegelt sind, welche planmässig verschlossen werden 
sollen, und dass derselbe diesen Zustand bis zu dem Momente aufrecht erhält, 
in welchem der Handriegel in die Nuth des Führungsbogens vollständig einge- 
klinkt ist. Durch die Anwendung freiliegender, breite Gleitflächen darbietender 
Coulissen, durch die eigenthümlich leichte Rotation der Verschlusswellen, 
und endlich durch die übersichtliche und: bequeme Anbringung des Gesammt- 
schlussmechanismus auf einer Platte erfüllt diese Construction nicht nur die 
Bedingung möglichst geringer Abnutzung, sondern auch diejenige leichter 
und bequemer Handhabung, Aufstellung, Reparatur, event. Veränderung der Ver- 
schlüsse und Instandhaltung. Das Verständniss der Function der Verschlüsse 
selbst wird durch ein kurzes Beispiel generell erläutert werden müssen. Die 
Falle K (Tafel XI, Fig. 2—3) an den Hebeln 4 besitzt an ihrem unteren Ende 
einen Coulissenstein &, der beim Anheben des Riegels die Coulisse & hebt, 
und umgekehrt beim Loslassen dieselbe senkt, Wird der Hebel 4 aus seiner
	        
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