niedrige.‘ Von einem tiefgehenden Einfluß des Berliner Fortbildungs-
schulwesens kann also auch in dieser zweiten Epoche, trotz des in ihr
liegenden Fortschritts noch nicht die Rede sein, und die eigentlichen
Aufgaben gewerblicher Fortbildungsschulen waren noch nicht erfaßt.
Die beiden ersten Epochen der Berliner Fortbildungs-
schule bilden also nur ein Vorstadium der Entwicklung.
Der eigentliche Aufbau fand erst in den letzten 40 Jahren statt.
Die Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund vom
21. Juni 1869 setzte die Verfügung des Berliner Magistrats vom
19. November 1857 außer Kraft, und der Besuch der Sonntags-
nachmittagsfreischulen hörte damit auf, eine Pflicht der mangelhaft
Vorgebildeten zu sein. Und dann kamen die gewaltigen Ereignisse
von 1870/71, die das zur Reichshauptstadt gewordene Berlin vor
neue große Aufgaben stellten und eine unvorhergesehene Ver-
änderung und Erweiterung aller Berliner Verhältnisse brachten,
Es galt nun auch, bei dem wirtschaftlichen Aufschwung neue,
iestere Prinzipien für das Fortbildungsschulwesen zu gewinnen.
Die bestehenden städtischen Fortbildungsanstalten und die Sonntags-
nachmittagsschulen des Vereins wurden Ostern 1873 aufgelöst, und
der Magistrat zog in einem „Regulativ für die städtischen
Fortbildungsanstalten“ vom 6. August 1873 die Grundlinien
siner Neubildung. In diesem Regulativ erschienen die Fort-
dildungsanstalten wiederum unter ihrem bisherigen Namen,
die sonntäglichen Freischulen aber unter dem Namen Vor-
bereitungsschulen. Die Fortbildungsanstalten sollten nach
wie vor junge Leute fortbilden, die mindestens das Lehrziel der
Zemeindeschule erreicht hätten. Sie sollten nur im Winter, aber
nunmehr an zwei Abenden der Woche und des Sonntags vormittags
ınterrichten, keine aufsteigende Kurse umfassen und nur eine
Sonderung der Lernenden herstellen, indem zur freien Wahl für Kauf-
leute Französisch, Englisch, kaufmännisches Rechnen oder Buch-
‘ührung, für Schlosser, Maschinenbauer, Mechaniker usw.
Freihandzeichnen, Mathematik und geometrisches Zeichnen und
\lechanik, für Chemiker Chemie und Rechnen oder Übungen im deut-
schen Stil gestellt wurden, Außerdem sollte für alle Berufsarten
Unterricht in der deutschen Literatur und in der Physik erteilt
werden. Für den achtstündigen Unterricht wurden 6 ./%, für den
ainzelnen Kursus 3 .% Schulgeld erhoben. Die neugebildeten
Fortbildungsanstalten wurden mit höheren Lehranstalten verbunden,
von deren Direktoren geleitet und benutzten außer den Räumen
auch die Lernmittel der höheren Schulen. Der Fortschritt gegen