Full text: Der gegenwärtige Zustand und die nächsten Aufgaben des Berliner Fortbildungsschulwesens

Pestalozzis und Fichtes Geist belebt war, nur unter dem Einfluß 
des Generalschulreglements Friedrich des Großen (1763) und des 
preußischen Landrechts stand, eben den Druck des Wöllnerschen 
Regimentes erfahren hatte und wenig leistete, schuf soziales Mit- 
jeid mit den auf der Volksschule nicht zum beschränkten Ziele 
Vorgedrungenen die ersten schwachen Anfänge der Fortbildungs- 
schuleinrichtungen. Im Jahre 1799, in dem August Hermann 
Niemeyer seine denkwürdigen Mahnworte über die Volksschule 
an Friedrich Wilhelm III. richtete, und in dem auch die staatliche 
Fürsorge für die Ausbildung des Gewerbestandes in Preußen mit 
jer Gründung der Königlichen Bauakademie in Berlin begann, be- 
gründete der Berliner „Verein zum Besten armer in den 
Elementarkenntnissen versäumter Handwerkslehrlinge“, 
sonntägliche Freischulen, auf denen Sonntags Nachmittags 
in drei Lehrstunden im Lesen, Schreiben und Rechnen unentgelt- 
lich unterrichtet wurde. In dieser Gestalt und auf. diesem be- 
schränkten Standpunkte blieb das Berliner Fortbildungsschulwesen 
volle zehn Lustren, ohne daß das Handwerk, die Kaufmannschaft, 
Jie Stadt, der Staat sich seiner annahmen und es vorwärts brachten. 
Erst im Jahre 1845 regte sich in der städtischen Verwaltung 
ain tieferer Sinn für die Weiterbildung der schulentlassenen Jugend 
ınd trat die Idee, städtische Fortbildungsanstalten zu 
arrichten, zum ersten Male hervor. Unter der Mitwirkung des Ver- 
eins für das Wohl der arbeitenden Klassen gewann dieser Gedanke 
in den nächsten Jahren Gestalt, und im Januar 1849 wurden die 
ersten drei städtischen Fortbildungsanstalten in den drei damals 
vorhandenen Stadtschulen, die etwa den Charakter von Mittel- 
schulen hatten, der Luisenstädtischen, Dorotheenstädtischen und 
Königstädtischen, eröffnet, Der Zweck dieser Schulen war nicht 
die nachträgliche Erledigung des Pensums der inzwischen bedeutend 
in ihren Zielen gewachsenen Volksschule, sondern Weiterbildung 
über das Ziel der Volksschule hinaus. Unterrichtet wurde Sonntags 
von 8—1 Uhr im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichnen, Deutschen 
‘d.h. in der Aufsatzlehre und in der Literatur), im Französischen 
ınd Englischen, in der Physik, Chemie und Naturgeschichte und in 
der Moral-, Staats- und Rechtskunde, später auch in der Buch- 
ihrung. Die Unterrichtsfächer waren zu 5 bis 6 Kursen Zzu- 
sammengefaßt, zwischen denen die Schüler wählen durften. Schüler 
mit zu geringen Vorkenntnissen mußten in den beiden ersten Kursen 
und an allen Unterrichtsgegenständen dieser Kurse teilnehmen. 
Lehrlinge zahlten kein Schulgeld. andere Teilnehmer . monatlich
	        
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