Full text: Aerodynamik (Band 2)

Einleitung. Quellen aerodynamischer Erkenntnis 
triebskräfte zu untersuchen, die Kräfte, welche senkrecht zur Bewegungsrichtung 
flügelförmiger Körper wirken und durch welche der Flug erst möglich wird, ihre 
Abhängigkeit von der Anstellung gegen die Bewegungsrichtung, von. der Geschwin- 
‚digkeit, vom Umriß und der Profilgebung. Weiter mußten die Kräfte auf die einzel- 
nen Konstruktionsteile, die im Flugzeug Verwendung finden, untersucht werden, 
und ‚es entstand die wichtige Aufgabe, die Kräfte nicht nur auf die aus dem Ganzen 
gelösten Teile, sondern auch in der Verbindung des Ganzen kennen zu lernen, also 
die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Teile. Wie wird z. B. die Tragkraft 
eines Flügels geändert, wenn er nicht alleinsteht, sondern im Doppel- oder Mehr- 
decker Verwendung findet? Wie werden die Kräfte auf Rumpf und Flosse durch 
die .Luftschraube beeinflußt? und derlei Fragen mehr. Die Theorie, welche zur 
Erledigung dieser Probleme in weitgehendster Weise herangezogen werden mußte, 
war zu Beginn der aerodynamischen Untersuchungen noch vollkommen im Dunkel 
über das Wesen der Luftkräfte; sie rang noch mit dem Paradoxon der klassischen 
Hydrodynamik, wonach ein Körper, der in einer Flüssigkeit bewegt ist, keinen 
Widerstand haben sollte. Der Mechanismus des Widerstands wie des Auftriebs 
war unklar; die Strömungsverhältnisse im einzelnen wie im ganzen Flugzeug er- 
forderten theoretische und experimentelle Untersuchungen. Neben diesen funda- 
mentalen Problemen standen aber bald auch die Fragen der Belastung und Be- 
anspruchung der einzelnen Flugzeugteile; ohne deren. Klärung war eine ‚statische 
Durchrechnung des Flugzeugs nicht möglich — eine der praktisch dringendsten 
Aufgaben. ; 
. Aber die Kenntnis der Kräfte allein genügt noch nicht zur wissenschaftlichen 
Beherrschung des Flugzeugs. Die Klarheit über die Art und Weise, wie diese Kräfte 
ins Spiel kommen, erfordert viel Forschungsarbeit, Zuerst müssen die Gesetze 
des stationären Flugs geklärt werden. In welcher Weise wirken die Luftkräfte 
mit dem Gewicht, dem Motor, der Schraube zusammen? Auf welche Teile des 
Flugzeugs ist entscheidender Wert zu legen, welche sind weniger wichtig, wenn es 
sich um bestimmt umrissene Aufgaben handelt? Wie muß z. B. ein Flugzeug 
gebaut sein, welches hoch steigen kann, wie dagegen ein Flugzeug, welches nur 
sehr schnell sein soll? Bei diesen Fragen kommen. natürlich nicht nur aerodyna- 
mische Gesichtspunkte in Betracht; ein entscheidendes Wort hat .dabei die Motoren- 
technik mitzusprechen; aber die Luftschraube und ihre Wirksamkeit stellen wieder 
ein rein aerodynamisches Problem dar, das in engem Zusammenhang mit der Lehre 
von den Luftkräften experimentell und theoretisch bearbeitet worden ist. : 
Rein aerodynamische Fragen von großer Wichtigkeit wirft der Ausgleich der 
am Flugzeug wirkenden Momente auf. Hier verlangt die Technik bestimmte 
Regeln über Lage und Größe der Flügel und der Flossen und Ruder. Die beste 
Lage des Schwerpunkts ist aufzuzeigen. Auch die Kräfte und Momente, welche bei 
Seitenbewegungen, Kurvenflug, Spiralflug usw. auftreten, verlangen Klärung. 
Noch tiefer gehen die Fragen, die sich mit der Sicherheit des Flugs beschäftigen, 
die Stabilitätsprobleme. Nicht nur die Frage, wann ein Flugzeug stabil ist, 
hat Bedeutung; man muß vielmehr forschen, welches Maß von Stabilität erforder- 
lich und wünschenswert ist, von welchen konstruktiven Größen die Sicherheit 
abhängt, welche Faktoren die Wendigkeit und Steuerbarkeit beeinflussen. Dieses
	        
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