Full text: Aerodynamik (Band 2)

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Erster Teil. Die Luftkräfte 
zum Flächenelement einfällt; dann ist x = arc tg A Wenn die Schraube in 
diesem Fall eine Umdrehung macht, schreitet sie in der Luft um die Strecke 
2x7 tg x fort, also um soviel, als eine feste Schraube vom Steigungswinkel x in der 
Schraubenmutter. Man nennt daher die Größe 2xr tg x auch bei der Luftschraube 
die „Steigung“. Die Steigung aller Schraubenelemente ist aber in Wirklichkeit 
nicht immer dieselbe; daher bedeutet „Steigung einer Luftschraube‘‘ im allgemeinen 
nur den Mittelwert aus den Steigungen der einzelnen Elemente, Man kann 
auch die „effektive‘ Steigung s einer Schraube definieren durch den Wert des 
Fortschrittsgrades, .bei welchem der Schubwert und der Wirkungsgrad = 0 sind, 
also 
S=27B Ay 0- & w 
. (6) 
Bei größeren Werten des Fortschrittsgrades zieht die Schraube nicht mehr vor- 
wärts, sondern bremst. Die Abweichung des Fortschrittsgrades einer Schraube im 
Betriebszustand von dem Fortschrittsgrad, bei welchem & = 0 ist, gibt ein Maß 
für den Betriebszustand: man bezeichnet mit „Schlüpfung‘‘ (slip) den Quotienten 
Ay=0-— 3 
Pa 
. (7) 
Das Maximum des Wirkungsgrades wird bei den praktisch verwendeten Schrauben 
etwa bei der Schlüpfung 0,15 erreicht. 
Der Punkt u = 0 der Abb. 188 hat seine Bedeutung, wenn die Schraube leer 
läuft; von der Verdichtung des Motors abgesehen, wirkt dann kein Drehmoment 
auf die Schraube, und sie muß daher bei bestimmter Flugzeuggeschwindigkeit eine 
solche Drehzahl annehmen, daß der Fortschrittsgrad, der zu u = 0 gehört, heraus- 
kommt. Zu diesem Wert gehört ein bestimmter stets negativer Wert von ı, infolge- 
dessen eine bestimmte bremsende Kraft, die unter Umständen recht bedeutend 
werden kann. Je größer die Steigung der Schraube, um so größer wird auch A, _ 
um so kleiner daher die Drehzahl und die bremsende Wirkung der leerlaufenden 
Schraube. 
Da w mit wachsendem X sinkt, erreicht eine Schraube im Fluge bei gleichem 
Motordrehmoment eine höhere Drehzahl als am Stand; die Schraube „holt an 
Touren auf“. _ 
Bei der Einfügung der Schraube in den Gesamtorganismus des Flug - 
zeugs treten dadurch Schwierigkeiten auf, daß die Schraube für einen bestimmten 
Betriebszustand ausgewählt und darum im allgemeinen nicht für die vielen ver- 
schiedenartigen Betriebszustände des Flugzeugs gut geeignet ist. So nimmt das 
Drehmoment der Schraube mit wachsender Höhe proportional der Luftdichte ab, 
das Drehmoment des Motors hängt aber in anderer, komplizierterer Weise von der 
Luftdichte ab; bei normalen Motoren läßt es stärker nach als die Luftdichte, bei 
Höhenmotoren bleibt es bis zu einer gewissen Höhe unverändert. Es gibt also 
genau genommen nur eine Höhe, in welcher der Motor mit seiner normalen Dreh- 
zahl gerade die Schraube treibt; in allen anderen Höhen muß die Drehzahl ge- 
ringer sein: denn die Schraube darf nicht so gebaut sein. daß sie vom Motor höhere
	        
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