Vorwort des Herausgebers.
Das heutige Flugzeug ist erst unter der harten Notwendigkeit des Krieges ge-
schaffen worden. Die Fliegertruppe mußte die denkbar höchsten technischen An-
forderungen an Flugzeuge, Motoren, Instrumente und die umfangreiche mili-
tärische Ausrüstung stellen, da sie einem an Zahl und Hilfsmitteln weit über-
legenen Gegner gegenüberstand. Der Flugzeugmeisterei, die für die Beschaffung
der Flugzeuge und ihres Zubehörs eingerichtet worden war, erwuchs hieraus die
Aufgabe, nicht nur für möglichst reichlichen Nachschub, sondern auch für die
;jechnische Weiterentwicklung aller in ihr Arbeitsgebiet fallenden Zweige des
Flugzeugwesens zu sorgen, unermüdlich die in Betracht kommenden Versuche
zu fördern, die wissenschaftliche Erkenntnis, deren Bedeutung immer mehr hervor-
trat, zu vertiefen und dann auch die Verfahren für die Prüfung der abgelieferten
Erzeugnisse der Industrie dauernd zu verbessern.
Infolgedessen sind nach und nach im Bereich der Flugzeugmeisterei neben den
reinen Beschaffungsstellen technisch- wissenschaftliche Fachabteilungen für jeden
Zweig des Flugzeugwesens entstanden. Wertvolle Grundlagen dafür fand die Flieger-
iruppe vor in der zwei Jahre vor dem Kriege begründeten Deutschen Versuchs-
anstalt für Luftfahrt, Adlershof, welche sich mit ihren gesamten Einrichtungen
und ihren leitenden Kräften rückhaltlos in den Dienst der Truppe stellte. Weitere
Mitarbeiter von anerkanntem wissenschaftlichem Ruf wurden mit Erfolg für die
Behandlung der zahlreichen ungelösten Fragen der Flugtechnik herangezogen.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wurden den beteiligten Kreisen unverzüg-
ıich durch Vermittlung der von der Flugzeugmeisterei herausgegebenen „Technischen
Berichte‘ zur Verfügung gestellt. Diese Berichte sind jetzt nach Aufhebung des
Kriegszustandes auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Es lag nun das dringende Bedürfnis vor, auch die im Herbst 1918 noch nicht
ın den „Technischen Berichten‘‘ veröffentlichten Arbeiten zugänglich zu machen
and gleichzeitig die umfangreichen Gesamtergebnisse der Forschungen innerhalb
der Flugzeugmeisterei, die einen wertvollen Untergrund für alle Weiterarbeit auf
diesem Gebiet darstellen, im Interesse der Allgemeinheit möglichst weit zu ver-
breiten. So ist der Gedanke entstanden, ein größeres Werk sozusagen als „wissen-
schaftliches Vermächtnis der Flugzeugmeisterei“ zur Förderung der
zukünftigen Flugtechnik und als Anregung für die dringend notwendige weitere
wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiete herauszugeben. Mit seiner streng
wissenschaftlichen und unpartelischen Behandlung aller wichtigen Teile der Flug-
zeuganlage soll dieses „Handbuch der Flugzeugkunde‘‘ insbesondere den
Bau von Flugzeugen für den kommenden Luftverkehr die außerordentlich wert-