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Der einfachen. Folgerung hieraus, daß man zu Drehzahlen von 2000, 3000 und
mehr übergehen soll, stehen gewisse Bedenken entgegen:
1. Größere Drehzahlen verlangen meist Zwischengetriebe zwischen Motor-
welle und Luftschraube, die man wegen Kosten, Gewicht und Betriebschwierig-
keiten möglichst zu vermeiden sucht. Sie sind jedoch bei weiterer Steige-
zung der Leistungen nicht mehr zu umgehen und haben sich bereits bei
zahlreichen ausländi-schen Motoren bewährt.
2. Die Vermehrung der Zylinder vermindert die Betriebsicherheit, da
jedes Gelenk und jede Kolbenführung eine Störungsquelle mehr bedeutet. Dagegen
sind. kleinere Zylinder betriebsicherer als größere, da die Temperaturen, die
Wärmedehnungen und Wärmespannungen
geringer und ungefährlicher sind.
3. Die Bearbeitungskosten:
Kleinere Teile kosten für 1 kg auch bei
jester Massenherstellung wesentlich mehr
als größere, so daß hierin eine praktische
Grenze liegt.
Aus all diesen Gründen ist zu ver-
stehen, daß man bei der Entwicklung
der Flugmotoren wohl rasch auf Motoren
mit 6—12 Zylindern übergegangen ist,
daß man jedoch bei größeren Leistungen
zunächst noch versucht, die Litergewichte
A, zu vermindern, ehe man die Zylinder
vermehrt. Abb. 244 zeigt deutlich diese
Möglichkeiten an den Gewichten des
Siddeley-Motors, des Salmson-Motors und
Jes Liberty-Motors mit 6, 9 und 12 Zylin-
dern, die alle noch keine Höhenmotoren
sind. Der nächste Schritt ist daher, diese Motoren als Höhenmotoren mit einem
Drosselgrad von etwa 0,6—0,7 (für große Steighöhen) auszubilden, und erst für
größere Leistungen wird dann die weitere Vermehrung der Zylinder am Platze
sein, wenn. man es nicht aus wirtschaftlichen, betriebstechnischen und flugtechni-
schen Gründen vorziehen sollte, mehrere Motoren anzuwenden. Das bis heute
übliche Gebiet der Flugmotorenzylinder ist in Abb. 245—247 durch die Schraffur
angedeutet.
Für die Beurteilung der Bauarten möge schließlich noch Abb. 248 herangezogen
werden, die einen Überblick über die Zylinderanordnungen von Vier-
taktmotoren gibt, aber nicht etwa alle gebauten Lösungen enthält. Z. B. sind
die Sternmotoren mit mehr als 7 Zylindern und die Reihenmotoren mit mehr als
3 Zylindern fortgelassen!), anderseits auch nur die Anordnungen aufgenommen,
bei welchen gleichmäßige Zündverteilung möglich ist. Aus praktischen
Gründen stehen jedoch bei manchen Zwölfzylinder-Reihenmotoren (z. B. beim
al),
1) Reihenmotoren mit 8 Zylindern hat z. B. Daimler gebaut.