Zusammenfassung.
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stoff zu der Art von Pflanze und Tier wird, von welcher Samen- und
Eizelle herrührten, und daß im Organismus die mannigfachsten
katalytischen Einflüsse ganzheitlich geregelt ineinandergreifen,
das ist das Rätsel des Lebens, welches wir niemals lösen werden. Wie
ernstlich wir uns auch bemühen, einen Blick in diese Laboratorien
des Lebens zu werfen, so nehmen wir doch niemals den spiritus rector
wahr, welcher diese Kräfte bestimmt, nach ihren Zielen zu wirken.
Inzwischen erlauschen wir doch hier und da etwas von seinen Geheim-
nissen, und wie weit wir damit bei einer fleißigen Forschung in Zu-
kunft kommen können, kann niemand voraussehen. Kines von diesen
erlauschten Geheimnissen haben wir in der Anwendung gefunden,
welche die lebende Natur von der katalytischen Kraft macht, und welche
weiter zu erforschen eine unserer wichtigsten Aufgaben bei dem
Suchen nach den ursächlichen Zusammenhängen der Lebenserschei-
nungen sein muß!‘
8. Zusammenfassung.
1. Der Katalysebegriff von BERZELIUS, Weiter entwickelt
namentlich von WILHELM OSTWALD, faßt alle diejenigen Er-
scheinungen der leblosen und der lebendigen Natur in sich, bei
welchen ein Stoff durch seine Gegenwart chemische (auch elektro-
chemische, photochemische und kolloidchemische) Reaktionen und
Reaktionsfolgen nach Richtung und Geschwindigkeit bestimmt. Eine
wichtige Sonderform ist die Autokatalyse, bei der ein Stoff „seinen
eigenen Zuwachs katalysiert‘“ (Keimkatalyse, Zuwachskatalyse).
2. Die Wirkungsweise des Katalysators ist nach der Zwischen-
reaktions- oder Zwischenzustandstheorie in der Regel so zu denken,
daß der Katalysator einen neuen Teilakt schafft, in erster Linie
durch Vermittlung labiler „Zwischenverbindungen‘‘ (auch „Ad-
sorptionsverbindungen“‘‘) mit besonderen neuen Spaltstellen, und
daß er so auf dem Wege des ‚„Eingeschaltetwerdens und Sich-
wiederausschaltens‘‘ wiederholt oder langandauernd eine an sich
mögliche chemische ‚„‚Umsetzung‘‘ herbeiführt.
3. Die Katalyse, die bereits im Reiche des Leblosen von großer
Bedeutung ist, gelangt zu ihrer reichsten und höchsten Auswirkung
im Reiche des Lebendigen. Als Biokatalysatoren sind seit den
Tagen von BERZELIUS vor allem die Enzyme oder Fermente durch-
weg — neben zahllosen sonstigen „namenlosen‘ Katalysatoren
des Organismus — anerkannt worden; doch spricht vieles dafür,
daß auch die Hormone, Wuchsstoffe, Vitamine, Abwehrstoffe,