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Anmerkungen I.
ganischen (2. Aufl. 1921, S. 435), in Wunschform: „Wir möchten glauben,
daß Katalysatoren Reaktionen nicht nur beschleunigen, sondern auch
ermöglichen. Vgl. auch v. LIPPMANN, Chemie der Zuckerarten, 2. Aufl.
1904, Bd. II, S. 1303, sowie die „Kompromißformel‘‘ von MICHAELIS:
„Ein Katalysator ist ein Stoff, durch dessen Gegenwart eine thermo-
dynamisch mögliche, aber nicht oder mit kleiner Geschwindigkeit vor sich
gehende Reaktion beschleunigt wird.‘ Ähnlich schon NERNST 1898: „Eine
Reaktion wird beschleunigt, die auch ohne jene Stoffe stattfinden könnte.“
(Mit Genugtuung erfuhr inzwischen Verf. von Wo. OSTWALD, daß W.OSTWALD
in späteren Jahren selber an eine Vervollständigung seiner Katalysedefini-
tion gedacht hat, in dem Sinne, daß der Katalysator die Funktionen des
Anlassers, Lenkers und Geschwindigkeitsreglers in sich vereinigt: damit
aber wäre eine völlige Übereinstimmung von Lehrer und Schüler wie-
der hergestellt!)
5 Es sei an die Ausführungen (S. 2) über den einen Pflanzensaft oder
das eine Blut erinnert, aus dem durch die „katalytische Kraft‘ der Gewebe
die verschiedensten Dinge entstehen können. Demgegenüber hat W. OsT-
WALD dem Merkmal der „Richtunggebung und Reaktionslenkung‘‘ nur
wenig Aufmerksamkeit gewidmet. S. dazu SCHWAB, Katalyse vom Stand-
punkt der chemischen Kinetik, 1931, S. 181ff., über „selektive Katalyse“‘.
Die Lenkung erscheint hier (S. 6) als „ein Erhöhen der Geschwindigkeit
auf dieser an sich schon möglichen Bahn bis in den Bereich der Meßbarkeit“‘.
Ferner s. FRANKENBURGER u. DÜRR, Katalyse, 1930 (Sonderdruck aus
ULLMANN, Enzyklopädie der technischen Chemie, 2. Aufl.). Einer strengen
Theorie mag der Nachweis gelingen, daß auch in den Fällen selektiver
Katalyse es sich durchweg um „eine ungeheure Vermehrung gewisser
Elementarvorgänge‘‘ an den niemals im Ruhezustande, sondern immer
in innerer Oszillation der Quantenzustände befindlichen Molekeln handelt
und daß der Katalysator sich ausnahmslos nur auf der Grundlage dieser
„vorstufigen bereits stattfindenden Vorspiele‘‘ betätigen kann (BREDIG);
der Biolog dürfte dennoch eine Definition vorzuziehen geneigt sein, die,
wenn auch nicht so tief dringend, völlig auf Erfahrung gestellt ist.
8 S. hierzu die (noch unvollständige) Übersicht bei MiıTTASCH, Ber.
dtsch. chem. Ges. 59, 13 (1926), ferner FRANZ FISCHER u. a. m.
? SKRABAL: „Wollen wir eine Erklärung der Katalyse geben, so müssen
wir auf die Urreaktionen zurückgreifen, aus welchen die Wirkungsweise
der Katalysatoren hervorgeht.‘ (Die Reaktionszyklen, Wien. Monatsh.
1935; s. auch „Instabile Zwischenprodukte‘‘, ebenda 1934.) Schon die
„einfache“ Keto-Enol-Umlagerung aber umfaßt 12 ,,Urreaktionen‘‘ mit
6 Reaktionsbahnen und einem schwer übersehbaren Reaktionsverlauf.
u Vgl. DrrescH, Naturbegriffe und Natururteile, 1904, S. 156: „Man
redet ganz allgemein von Katalysatoren, falls gewisse für Reaktionsabläufe
wirksame Stoffe sich nicht irgendwie in stöchiometrischen Verhältnissen
am Gesamtresultat der Umsätze beteiligen.‘ Es ist gewiß kein Zufall,
daß das erste Aufmerksamwerden auf besonders eindrucksvolle Vorgänge
solcher Art (noch ohne den Namen Katalyse) um die Wende des 18. bis
19. Jahrhunderts, also in der Zeit des Aufblühens der Stöchiometrie, er-
scheint: Stickoxyd bei dem alten Bleikammerprozeß zur Schwefelsäure-