Full text: Über katalytische Verursachung im biologischen Geschehen

Anmerkungen II. 
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„Führerrolle des Seelischen“‘, „in einem seelischen Stufenreich‘“: BECHER, 
WENZL.) 
76 Schon jede lebende Zelle ist „ein psychophysisches Doppelwesen‘““ 
(MEYERHOF), für das der Satz von N. HARTMANN gilt: „Es ist unbegreiflich, 
wie ein Prozeß als Körpervorgang anfangen und als seelischer Vorgang 
enden kann und umgekehrt.“ So kann es auch geschehen, daß das Walten 
„hormonaler Geheimbünde‘“ im Organismus mit ihren Wirkungen auf 
das Nervensystem — in normalem und pathologischem Zustand — sich 
beim Menschen bis in die Sphäre der allgemeinen Sinnes- und Willens- 
richtung, also bis in Charakter und Temperament hinein erstreckt. (KRETSCH- 
MER, Körperbau und Charakter, S. 238. 1931.) Wenn demnach eine ge- 
wisse „Harmonie“ des gesamten steuernden Apparates ihr psychisches 
„Korrelat‘ besitzt, so wird es schließlich auf solcher Basis auch begreiflich, 
daß der strebende und schaffende Mensch gerade in denjenigen Augen- 
blicken das beglückende Gefühl höchster Freiheit — als Steigerung des 
Ich- und Lebensgefühls — in sich trägt, in denen sein Schaffen am stärksten 
unter dem Zwang des Dämons steht — aber seines eigenen Dämons als 
einer Ganzheit eigener Ich-Motive! — (S. hierzu auch H.H. MEYER, 
Naturwiss. 1934, 598; ferner BERGSON, RUsSSELL: Willensfreiheit beim 
Wollen aus eigensten Motiven des innersten Wesens.) 
77 Daß es sich für den Menschen — „zugleich Zuschauer und Mitspieler 
des Lebens‘ (N. BoHr) — beim wissenschaftlichen „„Erklären‘“ und „Be- 
greifen“ genau genommen nie um die „Einholung‘“ der „Wirklichkeit“ 
handelt, ist oft ausgesprochen worden. Die sog. „physikalische Wirklich- 
keit‘ der Wissenschaft kann nur eine geordnete Nachbildung (aber eine 
denknotwendige!) der Wirklichkeit in Zahlen- und Wortsymbolen sein, 
stetig fortschreitend in der Richtung einer (auglichen Nachbildung („,zu- 
nehmend günstigere Setzungen‘‘), jedoch immer nur bezüglich der Form 
des Weltgeschehens. Und die wahre Wirklichkeit? „Wenn ihr darüber 
etwas erfahren wollt, befragt die eigene Seele, ihr Sinnen, Ringen und 
Streben — vielleicht ist sie verdammt, das Spiel mitzuspielen und weiß 
daher etwas von ihrem Sinn‘: RıEzLER. Vgl. auch BERGSON, UEXKÜLL 
u. a., wonach schließlich nur mittels einer Art „Schau‘“ oder „Einfühlung“‘ 
etwas wie ‚Verstehen‘ der Natur dem „Begreifen‘‘ sich zugesellen kann, 
indem das eigene seelische Wesen analogisch und nach dem Leitfaden 
der Stetigkeit zum Ausgangspunkt eines ‚„,Einblickes‘ in die Natur ge- 
macht wird, soweit ein solcher für den Menschen überhaupt möglich ist; 
auch MAETERLINCE, DACQU£: „Magische Weltsicht‘“ durch ein „inneres 
Begegnen“‘, „in den Dingen die ewige Idee schauen und wollen.“ (Indes 
wird Ehrfurcht vor dem Leben — mit seinen frohen und mit seinen 
bitteren Qualitäten — wohl noch wichtiger sein als Erkenntnis des 
Lebens!) 
78 Vgl. hierzu die Zusammenstellung „unechter‘“ Katalysen 5S. 77. 
Wieweit andererseits der Katalysatorbegriff bis in das Reich des Makro- 
kosmos verfolgt werden kann, zeigt sich darin, daß es zur „„Materialisation‘‘ 
von Strahlungsenergie im Universum (energiereiches Photon — Elektron 
+ Positron) vorhandener Materie (der Atomkerne) als „„Katalysator‘‘ be- 
darf. (BorTHE, Naturwiss. 1933, 817.)
	        
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