Full text: Über katalytische Verursachung im biologischen Geschehen

Vorwort. 
„Wir bekommen gegründeten Anlaß, 
zu vermuten, daß in den lebenden Pflan- 
zen und Tieren Tausende von kataly- 
tischen Prozessen zwischen den Geweben 
und Flüssigkeiten vor sich gehen.“ 
BERZELIUS 1835. 
Es erscheint heikel, wenn ein Chemiker zu biologischen Fragen 
Stellung nimmt, und er muß darauf gefaßt sein, daß man von 
ihm dasselbe sagt, was BERZELIUS einst an seinen Freund Fr. WörH- 
LER über LIEBIG geschrieben hat (Brief vom 29. März 1842): „Er 
hat wohl niemals Anatomie und Physiologie studiert!“ 
Wenn trotzdem der Verfasser in einer Zeitperiode, da unser 
Wissen um die anorganische und auch die organische Katalyse 
einen hohen Entwicklungsstand erreicht hat, die Grenzfrage auf- 
wirft, wie weit sich der Begriff der Katalyse in dem Reiche des 
Lebendigen verfolgen läßt, so möge dieses Wagnis einer jahrzehnte- 
langen Beschäftigung mit technischer Katalyse zugute gehalten 
werden; die endgültige Antwort auf jene Frage aber soll der Bio- 
logie unbenommen sein! — Es ist auch heute noch nicht gebüh- 
rend bekannt, eine wie wichtige Rolle die Katalyse im Gesamt- 
bereich der Chemie spielt: eine technische Chemie ohne Katalyse 
würde nur ein kümmerlicher Torso, ja schließlich ganz unmög- 
lich sein; und ebenso undenkbar sind irdische Organismen, in 
denen die Katalyse nicht ihre bestimmende und richtende Tätig- 
keit ausübte. Mit Nachdruck betont worden ist diese grund- 
legende Bedeutung der Katalyse für das Leben zum ersten Male 
von BERZELIUS. der mit seherischem Blick darauf hingewiesen 
hat, daß die Katalyse, deren Herrschaft schon in der anorganischen 
Welt beginnt, in der lebendigen Natur ihre höchsten Triumphe 
feiert. So kann die Katalyse geradezu als der wahre „Stein der 
Weisen‘ angesehen werden, da sie scheinbar Unmögliches mög- 
Leh macht.
	        
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