Beschleunigung, Hervorrufung, Lenkung. 5
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stoffe verschiedenster Art usw., oftmals nicht einzeln für sich,
sondern in mannigfacher Mischung. Ein Nickelkatalysator (z. B.
Nickel-Tonerde oder Nickel auf Kieselgur) ruft nur die Bildung
von Methan hervor, ein Zinkoxyd-Chromoxyd-Katalysator die
von praktisch reinem Methylalkohol; ohne Katalysator aber wird
keine derartige Einwirkung beobachtet, so daß hier OSTWALDS
Definition willkürlich erscheint und wir — wenigstens im Reich
des Organischen — besser wohl zu der alten Auffassung eines
BERZELIUS zurückkehren, der von „„Hervorrufung‘“‘ spricht und
auch schon an die Möglichkeit einer katalytischen ‚„Reaktions-
lenkung‘‘ gedacht hat”.
Noch schwerer ins Gewicht fällt vielleicht als weitere Hem-
mung für eine allgemeinere Anwendung des Ausdruckes „Kata-
lyse‘“ in der Biologie eine gewisse Fremdheit des Gedankens, daß
durch Katalyse nicht nur in bestimmter Reaktion ein chemischer
Stoff, sondern auch in bestimmter Reaktionsfolge eine stoffliche
Gestaltung entstehen kann. Hierzu ist zu sagen, daß zweifellos
die von Hormonen usw. hervorgerufenen Reaktionsfolgen etwas
Neues darstellen, das in gewöhnlichen katalytischen (auch enzy-
matischen) Reaktionen kein unmittelbares Gegenstück hat.
Immerhin wird es sich nicht um Wesensunterschiede, sondern nur
um Unterschiede quantitativer Art handeln, indem ja schon jede
„einfache‘‘ chemische Reaktion (katalytischer oder nichtkatalyti-
scher Art) sich bei näherem Zusehen als eine Nacheinander-
„Ganzheit‘“ einfacherer Bestandteile entpuppt, und dazu in der
präparativen und technischen Katalyse bereits zahlreiche Fälle
bekannt sind, daß katalytisch erzeugte Primärprodukte durch
längeres Verweilen bzw. durch neue katalytische Einflüsse in
kompliziertere Gebilde übergehen; als Beispiel seien gewisse höher-
molekulare Verbindungen (bis zu 10 Atomen C und darüber)
genannt, die aus Kohlenoxyd und Wasserstoff im gleichen kata-
Iytischen Gang mit dem Methylalkohol sekundär entstehen können?.
Daß chemische Reaktionen im Stoffwechsel und in der Gewebsdifferen-
zierung verkettet und verfilzt auftreten, ist dem Physiologen durchaus
geläufig; von solchen „Reaktionsfolgen‘ (zur Vermeidung von Verwechs-
lungen sollte hier der Ausdruck „„Kettenreaktionen‘‘— oder auch „Reaktions-
ketten‘“ —, der zuweilen benutzt wird, vermieden werden) wird gesagt
(SCHADE), daß „der Organismus ganz bevorzugt mit kurzstreckigen Ein-
zelreaktionen arbeitet, deren jede einer anderen sich anschließt und auch
ihrerseits wieder in einer anderen ihre Fortsetzung hat‘.