Full text: Über katalytische Verursachung im biologischen Geschehen

Autokatalyse; Kettenreaktionen. 15 
selbst in den Fällen von „Spurenkatalyse“ jeweils nicht nur eine 
oder zwei Molekeln sein werden, die katalytisch wirken, sondern 
viele, etwa Tausende oder Millionen, und daß dabei, wenngleich 
alle beteiligten (aktiven) Molekeln „im gleichen Geschehens- 
rhythmus schwingen‘, die Zustandsphase doch von Punkt zu 
Punkt wechseln wird. Der „stationäre Zustand“ des Katalysators 
umfaßt dann also jeweils eine Gleichzeitigkeit aller möglichen labilen 
Zwischenglieder der Reaktion mit bestimmten Mengen- oder Kon- 
zentrationsverhältnissen aller Einzelsubstanzen, ganz analog den 
Redoxsystemen (nach MICHAELIS) mit ihren bestimmten Poten- 
tialen bei der katalytischen Oxydation gelöster Elektrolyte. 
Der Katalysator kein energielieferndes Agens. 
Daß der Katalysator — weil als „bilanzfreier Impuls“ (WoLTE- 
RECK) nur freiwillig verlaufende, zuvor irgendwie gehemmte Re- 
aktionen beschleunigend oder herbeiführend — selber keine 
„Arbeitsenergie“ in physikalischem Sinne mitzubringen und auf- 
zuwenden braucht, muß mit allem Nachdruck betont werden, da 
in dem biologischen Schrifttum merkwürdig oft die Anschauung 
auftritt, daß Hindernisse beseitigende und richtend wirkende Stoffe 
eines eigenen (und darum rätselhaft, ja mystisch erscheinenden!) 
„Kraftaufwandes‘ bedürfen. So einst bei DRIESCH, der in „Natur- 
begriffe und Natururteile‘“‘, 1904, S. 157 sagte: „Energetisch muß 
sich ein Katalysator beteiligen, wenn er wirklich Geschehen er- 
möglicht‘; oder noch in der „Philosophie des Organischen“‘, 
2. Aufl. 1921, S. 435: Ein „Wegräumen irgendeines Hindernisses 
für aktuelles Geschehen, wie es z. B. bei der Katalyse geschieht‘ — 
„braucht Energie‘ („und Entelechie ist nicht energetisch‘), Oder 
J. REINKE, „Grundlagen einer Biodynamik“‘, 1922, S. 113: „Wenn 
sie‘ (Enzyme bzw. Katalysatoren) „nicht bloß als Kraft, also be- 
schleunigend. wirken, muß ihre Wirkung auch eine energetische 
sein, indem sie einen eigenartigen chemischen Umsatz ins Leben 
rufen.‘‘ Auch nach J.ScHULTZ bedeutet die Einwirkung eines 
Katalysators „Arbeitsleistung‘, Oder schließlich GURWITSCH, 
„Versuch einer synthetischen Biologie‘, 1923, S. 80, wonach Reize, 
wie die von den Hormonen ausgehenden, „stets nach ihrem 
energetischen Äquivalent bewertet werden müssen‘, In Wirklich- 
keit ist, wie gesagt, die „Leistung‘“ eines Katalysators nicht mit 
einer „Arbeitsleistung“ in energetischem Sinne identisch (sprach-
	        
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