Full text: Über katalytische Verursachung im biologischen Geschehen

Stoffliche Reizwirkung und Katalyse, 43 
223). Die „symbolische Sprache‘ MENDELS aber würde dann 
übergehen in physikalisch-chemische Begriffe mit der Terminologie 
der Reaktionskinetik. (R. GOLDSCHMIDT, Genetics and Develop- 
ment 1932; Some Aspects of Evolution 1933.) 
Indes soll schon hier nicht übersehen werden, daß einer chemisch- 
katalytischen Enigenesis- Theorie doch Schwierigkeiten gegenüberstehen, in- 
dem namhafte Forscher die stoffliche Definition der Gene wie der „Organi- 
satoren‘“ für ungenügend halten. DRIESCH: „Gene können nicht das allein 
im Keim Gegebene sein‘, oder: „Gene sind Mittel für die Formbildung, 
die die Entelechie benutzt.‘ GurRwırtscH: „Gene sind bestimmt kon- 
figurierte Bahnen, d.h. kleine dynamische Felder, deren Dasein ununter- 
brochen und beharrend ist und die von einer Generation zur nächsten 
übertragen werden‘ (nach v. BAER der „Übertragung einer Melodie“ ver- 
gleichbar). BERTALANFFY 1928: „Daß jede Formbildung durch Deter- 
minationsstoffe bedingt sei, ist eine unzulässige Verallgemeinerung.‘“‘ Oder: 
„Formbildung ist mehr als ein chemischer Vorgang, obwohl sie zweifellos 
mit einer solchen meist Hand in Hand geht.‘ REINKE: „Chromosomen 
sind. nicht nur Stoffe, sondern gestalteter Stoff mit supramolekularem 
Gefüge, an dem Kräfte haften. Das Gefüge ist wichtiger als das Material.“ 
Nach P. Wzıss wirken zusammen die „ganzheitliche Organisationspotenz 
der Wirkungskreise‘“ und die „summative Differenzierungspotenz der Gene‘‘; 
nach v. UEXKÜLL sind Gene „an das Materielle gebundene ‚Handgriffe‘, 
deren sich das Impulssystem bedient‘ (vgl. auch S. 774f.). 
3. Beziehungen zu Reizwirkung und Instinkthandlung; 
Überblick und Grenzbetrachtungen. 
Reizwirkungen. 
Anschließend erscheint es geboten, zu fragen, in welcher Be- 
ziehung der Begriff des Biokatalysators zu der physiologischen 
„Reizwirkung‘“ steht. Daß bestimmte Beziehungen vorhanden 
sind, läßt schon ein Ausspruch von PFEFFER von 1896 (Dekanats- 
programm Leipzig) vermuten, wonach die Reizvorgänge in mannig- 
facher Weise „Aktionen einleiten, beschleunigen oder in neue 
Bahnen lenken‘, also genau das gleiche tun, was wir als Funktion 
des Katalysators bezeichnen?! Immerhin wird man hier vor- 
sichtig sein müssen, schon angesichts der mannigfachen Formen 
physiologischer Reize, die unterschieden werden: typische und 
atypische, direkte und indirekte, primäre und sekundäre, spe- 
zifische (adäquate) und allgemeine, innere und äußere, momentane 
und länger dauernde, formative und restitutive (die „das Ganze 
zu seiner Pflicht aufrufen‘‘), Einzelreize und totalisierte Reize, 
trophische Reize (Rovx), komplexe Situationsreize (SPEMANN),
	        
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