Full text: Über katalytische Verursachung im biologischen Geschehen

56 Katalysatoren als richtunggebende Ursachen. 
standsfähigkeit des Lebendigen usw.), aber nur die eine Teilursache — eben 
die falsch gestellte Weiche — als „eigentliche“ Ursache angesehen wird 
(deren Ursachen wiederum weiter, auch psychologisch und juristisch, nach- 
gegangen werden kann). 
Wenn der Konditionismus (MACH, VERWORN), der mit Recht auf die 
große Verwickeltheit der Bedingungen jedes natürlichen Geschehens hin- 
weist (und z. B. in der Medizin die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis 
zieht), dabei den Kausalbegriff völlig eliminieren will, indem auf die „Gleich- 
wertigkeit‘“ aller „Bedingungen‘“ hingewiesen wird, so erscheint dies doch 
als eine willkürliche Gewaltsamkeit, die zu sehr im Widerstreit mit wohl- 
motiviertem Sprachgebrauch steht; auch wird dabei übersehen, daß „Ur- 
sachen‘ überhaupt nicht in der Natur „existieren‘‘, sondern nur als Denk- 
produkte vom menschlichen Verstande zum Ordnen der Erscheinungen 
„erzeugt“ werden, so daß eine „Abschätzung‘ in bezug auf den Grad 
der Unmittelbarkeit und Wichtigkeit notwendig gegeben ist*®, Man kann 
{s. BAVINK) allgemein unterscheiden: 
a) Zeitfolge-Abhängigkeiten. 
b) Simultanrelationen nach Art der „energetischen‘“ Induktionen (z. B. 
elektromagnetischen Wechselwirkungen), ohne scharfe Grenze gegenüber 
den rein funktionalen Abhängigkeiten (MAcH). 
c) Statistische Zusammenhänge, zunächst nur „Regelmäßigkeiten“‘, aber 
auf das Walten wirklicher „Gesetzlichkeiten‘‘ hinweisend, „die ihrerseits 
sicher nicht auf Statistik beruhen‘ (PLANCK). 
d) Ur-Sachen, die „däahinterstehen‘, wie die „prospektive Potenz‘ 
DrıEschs. Während a) b) c) genau genommen nur Antworten auf die 
„Wie-Frage‘“ des Geschehens suchen (KırcHHOFFS und MaAczHs „Beschrei- 
bung‘ der Vorgänge; kausal = modal: O0. HErRTwIiG), kann d) mit seiner 
eigentlichen „Warum-Frage“‘* nach der „Endursache‘‘ vom Kraft- und Fak- 
torbegriff leicht in das Gebiet des Transzendenten, Irrationalen und Meta- 
physischen führen: causa efficiens und natura naturans als „letzte Ursache‘‘, 
„Entelechie“, „Schöpfung“, 
Fassen wir den Ursachenbegriff der Naturwissenschaften mit 
seinen mannigfachen Schattierungen näher ins Auge®, so gilt es 
zunächst, sich von der Einseitigkeit zu befreien, die in dem Satze 
„causa aecquat effectum“‘‘ niedergelegt ist. Wohl werden in der 
Physik genug Fälle einer solchen „Gleichheit von Ursache und 
Wirkung‘ konstatiert, indem man etwa in mathematischen 
Gleichungen die Tatsache ausdrückt, daß in einem abgeschlossenen 
System der Betrag der erzeugten Energie gleich ist dem Betrage 
der „hineingesteckten‘‘ Energie, und es ist wohl auch schon diese 
Form des Ursachbegriffs als die „klassische‘‘ angesehen worden. 
Jedoch bereits eine Übertragung solcher Denkweisen auf die 
Chemie ist ungewöhnlich, indem man in der Reaktionsgleichung 
Na + Cl = NaCl
	        
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