Kausale und finale Betrachtung vereint. 65
bestimmte Kobaltkombinationen zu flüssigen Kohlenwasser-
stoffen u. dgl. Eine streng deduktive „Ableitung‘ solcher spe-
zifischen Fähigkeiten — man denke vor allem auch an die Enzyme
usw. — aus den allgemeinen „Affinitätsverhältnissen‘“ der Materie
und schließlich sogar aus den Gesetzen der Atomphysik und
Quantenmechanik steht allerdings noch in sehr weitem Felde.
Es wird also schon zutreffen, daß ganz allgemein die wahlhaft
und zielgerichtet erscheinenden Vorgänge des Organismus, indem
sie durch ein System von Biokatalysatoren (Organkatalysatoren)
und sonstwie geleitet werden, dabei kausal vollkommen gegeben
sind, so daß (nach WUuNDT) ein und derselbe Lebensprozeß gemäß
einer immanenten Teleologie zugleich „kausal bedingt und zweck-
voll“ ist und KANnT verheißungsvoll sagen durfte: „Ins Innere
der Natur dringt Beobachtung und Zergliederung der Erschei-
nungen, und man kann nicht wissen, wieweit diese mit der Zeit
führen werden!‘ Wenn aber so gemäß dem alten Worte von
v. BAER: „Man muß die Zwecke der Natur nicht durch Klugheit
erreicht denken, sondern durch Notwendigkeiten“ in der Biologie
der Zweckbegriff als regulatives Prinzip verwendet wird, indem
man durch eine Zweckbetrachtung „als ob‘... verwickelte Zu-
sammenhänge aufsucht, die dann dem zergliedernden Verstande
als Material für Kausalitätsforschung — und erschiene diese von
vornherein noch so aussichtslos — zu überliefern sind®®: so wird
dabei der Begriff des Katalysators als eines ‚„„Drangfaktors‘“, der
ebenso wie Organfunktion, Trieb und Wille das Merkmal des Aus-
wählenden, Richtunggebenden und Steuernden trägt, nicht feh-
len dürfen. Katalytischer und sonstiger Ursachbegriff und plan-
wirtschaftlicher Zweckbegriff gehören in der Biologie auf das
engste zusammen, wobei schließlich, menschlich gesehen, das auf
niederer Ebene bereits ‚„zielstrebige‘‘ Katalysatorgeschehen zu-
sammen mit sonstigem physikalisch-chemischem Geschehen in den
Dienst in höherem Sinne zielstrebiger Potenzen tritt.
K.E. RANKE: Das Lebendige ist ein neues Ganze aus ursäch-
licher Verknüpfung und Zweckverknüpfung in unlösbarer Ver-
flechtung. Lebendige Form ist Zweckform mit vorschauender
Verknüpfung der Vorrichtungen und Werkzeuge im Hinblick auf
das Ganze, ohne daß die Gesetze der Ursachenwelt überwältigt
oder vernachlässigt werden. ‚Alles Lebendige muß in die Zukunft
weısen.‘‘
Mittasch, Katalytische Verursachung.