Full text: Der 19 PS-Flug über die Alpen

Höhe schon fast erreichten. Wir waren also gezwungen, 
in Nähe unserer Gipfelhöhe zu fliegen, eine Sache, die in 
Anbetracht der an sich schon zu erwartenden Böen und 
Luftwirbel über dem Gebirge, wie jeder Flieger bestätigen 
kann, sicher nicht sehr verlockend und erfreulich war. 
Wenn sie trotz allem glatt durchgeführt werden konnte, 
so ist das Sselbstverständlich ein hohes Zeugnis für das 
fliegerische Können Guritzers, spricht aber auch sehr für 
die geeignete Gesamtkonstruktion des Flugzeuges. Hin- 
sichtlich des Motors muß gesagt werden, daß bisher kein 
Fall bekannt geworden ist, in dem eine Besatzung einem 
solch kleinen Motor, wie ihn unser Mercedes-Motor von nur 
585 ccm Hubraum darstellt, ein derartiges Vertrauen schenkte. 
Dieses ist dann auch nicht auf diesem Fluge enttäuscht wor- 
den. Denn man muß sich vollkommen darüber klar sein, daß 
eine Notlandung für Flugzeug und Besatzung in jedem Falle 
sehr wahrscheinlich hätte verhängnisvoll werden müssen. 
Denn an einen Start im hohen Schnee hätte, ganz abgesehen 
von unserem Radfahrgestell, nicht gedacht werden können. 
Bergausrüstung und Schneeschuhe, sowie nennenswerten 
Proviant konnten wir außerdem wegen der naturgemäß ge- 
ringen Nutzlast eines Leichtilugzeuges nicht mitnehmen. 
Man kann es uns deshalb wohl kaum verübeln, daß wir 
etwas erleichtert und froh waren, als sich unter uns die 
Pasterze entlang schob, so daß wir bald wußten, unter dieser 
Wolkendecke beginnen wieder die tiefen Täler. Es war aber 
ein eigenartiges Gefühl, aus der Märchenwelt über den Wol- 
ken durch ein Wolkenloch in das Tal hinunterzutauchen. Man 
sah erst nur einen dunklen großen Fleck auf der sonnenbe- 
schienenen, schneeweißen Wolkendecke. Dann tauchte man 
hinein. Es war, als wenn man durch ein Loch in den 
Fußboden hineintauchen würde. Es wurde auf einmal dunk- 
ler. Es wurde trüb. Man hatte ein beklemmendes Gefühl. 
Das Licht starb. Man .hing plötzlich ganz dicht unter der 
Wolkendecke. Alles war so lichtlos. Alles war grau. 
Wolkenfetzen griffen immer wieder nach uns. Unser silber- 
leuchtender Vogel war plötzlich sachlich und matt geworden. 
Das Tal lag sonnenlos unter uns. Man mußte sich erst zu- 
wückfinden in die Lichtlosigkeit des Erdgetriebes. Rechts und 
inks von uns standen dunkle Wände. Die Kuppen tauchten 
meist in die Wolkendecke ein. Man fühlte die Kälte domnmnelt. 
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