Full text: Der 19 PS-Flug über die Alpen

Herren sehr eingehend ausgefragt. Man hielt mich für einen 
verkappten Italiener. Augenzeugen unserer Landung hatten 
1ämlich irgendwohin gemeldet, daß der eine Flieger eilig weg- 
gelaufen wäre, von einem Auto aufgenommen, dann in rasen- 
der Fahrt zur nächsten Station geeilt wäre, um dort eben noch 
in den Zug zu springen. Da wir nur einige hundert Meter 
von der italienischen Grenze gelandet waren, war der Ver- 
dacht nicht unbegründet. Und vor allem schien es wenig ein- 
zuleuchten, daß man so einfach in der Gegend herumflliegt. 
Das Wort „Sport“ half darüber nicht hinweg. Bei so einer Jah- 
reszeit, und dazu noch über den Groß-Glockner. Man meinte 
schließlich, daß mein Paß ia allerdings in Ordnung wäre 
ınd da wir einen Eindecker flögen, könnten wir ja keine Ita- 
liener sein. Daß die Italiener u. a. auch ganze Geschwader 
von Eindeckern besitzen, war scheinbar unbekannt. 
Ich wurde dann etwas freundlicher verabschiedet, bekam 
aber noch einen Beamten mit ins Abteil, dem ich meine Freude 
Jarüber aussprach, daß mir die Behörde gleich einen Führer 
durch das mir unbekannte Villach mitgab. Es war ein ganz 
angenehmes Gefühl, so unschuldig verhaftet durch die Gegend 
zu ziehen. Dann folgten aber noch manche Verhandlungen 
mit Polizeistellen und der Bezirkshauptmannschaft, bis ich 
abends spät endlich frei kam. 
Wo Herr Guritzer hingeraten war, wußte ich allerdings. 
nicht. Durch polizeiliche telephonische Anfragen erfuhr ich 
schließlich, daß er abgeflogen, und endlich, daß er bei Warm- 
bad gelandet war. Aber wie ich ihn da im Dunkeln erwischen 
sollte, war mir noch etwas unklar. Schließlich hatte ich eine 
Droschke, oder vielmehr einen Fiaker telephonisch erwischt, 
als auf einmal ein vorübergehender Herr auf meine Leder- 
jacke deutete und fragte: „Sind Sie einer von den Fliegern?” 
Ja, er wäre mit Herrn Guritzer in der Bahn gefahren, der hätte 
mich am Ostbahnhof erwartet. Ich war statt dessen aber mit 
meiner amtlichen Begleitung am Westbahnhof ausgestiegen.. 
Also machte ich mich gleich zum Ostbahnhof auf. Natürlich 
war Herr Guritzer längst abhanden gekommen und keir 
Mensch wußte etwas von ihm. Da dachte ich, irgendwo wird 
er ja essen und irgendwo wird er ja Schlafen, also gehe ich 
einmal sämtliche Hotels und sämtliche Restaurants und Cafes 
ab. Das tat ich auch. Ueberall Kopfschütteln. Schließlich 
kam ich wieder mal in ein Hotel. Gerade nannte ich dem 
Portier den Namen „Guritzer”, da sagte neben mir ein Gen- 
an
	        
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