Full text: Der 19 PS-Flug über die Alpen

deren. Dann wurden es immer mehr. Der Weg zur 
Koralpe war durch eine geschlossene Wolkendecke ver- 
legt. Wir schwebten über einem weiten, weißen Wolkenmeer, 
das nur hier und da schwarze Flecken aufwies, durch die man 
matt und traurig die Erde sehen konnte. Die Wolkendecke 
war etwa 1500 Meter hoch. Da wir aber vor Graz die Kor- 
alpe überfliegen mußten, half es uns nichts, wir mußten in mehr 
als 2000 Metern über den ganzen Dreck, wie der Flieger sagt. 
Poetisch angehauchte Leser finden das gewiß sehr hübsch, der 
seinen Weg dicht an der 
Grenze von Jugoslawien 
suchende Flieger aber 
weniger angenehm. Es 
war hundekalt. Besonders 
je näher wir der Koralpe 
kamen. Wie weiße 
Zuckerhüte ragten die 
3erge im Anflug gese- 
hen aus der Wolken- 
decke heraus. Als wir 
dann aber endlich, denn 
natürlich herrschte wie- 
ler der übliche Gegen- 
wind, dran waren, hatte 
sich der Gebirgszug in 
dicken Wolkenballen ver- 
hüllt. Nirgends ein 
Durchkommen. Es wurde 
in unmittelbarer Nähe der Schneewolken immer kälter, 
so daß wir für die Reize des Wolkenfluges nur noch 
in beschränktem Maße empfänglich waren. Wir schimpf- 
ten deshalb innerlich, als wir an der Wolkenmauer 
eine ganze Weile entlangfliegen mußten, bis wir Schließ- 
lich durch eine Wolkenschlucht uns über den Gebirgs- 
kamm hinüberwinden konnten. Es ist ein eigenes Gefühl, über 
einen solchen Gebirgszug zu fliegen, ganz abgesehen von den 
sich meist in liebenswürdiger Weise einstellenden Böen. Man 
fliegt geradeaus und auf einmal krabbelt die Erde zu einem 
herauf, kommt immer näher, so nahe, daß man die einzelnen 
Latten der tief im Schnee steckenden Zäune erkennen kann, 
Jann sackt wieder die Landschaft unter uns weg. Der Maß- 
stab verringert sich. Wolken kommen, eine, immer mehr, und 
Bald zogen Wolken unter uns vorbei, 
Fine nach der anderen.
	        
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