Full text: Der 19 PS-Flug über die Alpen

Am folgenden Morgen war Windstille, dafür aber dicker 
Bodennebel. Wir standen wieder und warteten. Endlich wurde 
es etwas klarer und wir zogen schnell unseren Vogel aus der 
Halle zwischen seinen Kollegen von Feigl und Rotter und den 
großen Fokkern hervor und machten uns auf den Weg durch 
eine größere Nebelspalte, über welcher der schönste blaue 
Himmel lag. Wir waren auch bald durchgestoßen, aber so- 
weit man sehen konnte, lag überall Nebel. Als wir zurück- 
Kurvten, hatte sich auch der Platz wieder unter Nebel- 
schwaden zurückgezogen. Wir versuchten nun längere Zeit, 
nach irgendeiner Seite durchzustoßen. Immer wenn wir wie- 
der in den Nebel hineinkamen, wurde alles naßkalt und unge- 
mütlich. Häuser, Türme und Gärten lagen wie unter Milch- 
zlas. Längs der Donau war nichts zu machen. Von Buda- 
pest war nichts zu sehen. Wir flogen und kurvten. Als es 
ans schließlich zu bunt wurde, landeten wir am anderen Donau- 
ufer auf einer schönen großen Wiese, die, wie sich dann her- 
ausstellte, zum Flugplatz der Neuschloß-Lichtig-Werke in 
Albertfalva gehörte. Die schöne große Fabrik hatten wir im 
Nebel überhaupt nicht gesehen. Auch diesmal fanden wir wie- 
der sehr freundliches Entgegenkommen. Wir konnten unser 
Flugzeug in den Fabrikhof schieben, um zunächst einmal 
Mittagessen zu gehen. Als es dann nachmittags etwas auf- 
klarte, brummten wir wieder Richtung Budaörs los. 
Das Wetter war immer noch zweifelhaft. So sahen 
wir etwas teilnahmslos die endlosen Dörfer Ungarns un- 
ter uns vorübergleiten. Unten wanderten triefende Regen- 
schirme. Die Landstraße erweiterte sich wie der auf- 
zeblähte Bauch einer Riesenschlange, der Markt, eine Kirche, 
dann wieder Häuser an der Straße, schön abgegrenzt dahinter 
die Felder. Als einziges Vergnügen empfanden wir es, wenn 
die Menschen stehen blieben, um nach dem Motorrad hinter 
sich zu sehen, bis sie uns dann endlich über sich entdeckten. 
Den Schirm auf dem Rücken, das Gesicht im Regen, standen 
Frauen und Männer in ihren hohen Wasserstiefeln auf der 
Dorfstraße. Dann waren wir schon vorübergebraust. So ver- 
gnügten wir uns damit, zu kalkulieren, wieviel Zeit der Bauer 
aus dem ersten Haus des Dorfes brauchen müßte, um zum 
Nachbar im letzten Haus zu gelangen. Das half uns über die 
trostlosesten Augenblicke etwas hinweg. 
Schließlich wurde das Wetter aber etwas besser. Rechts 
lag das graue Band der Donau. Dahinter tschechischer Nebel.
	        
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