feiner Germania-Werft in Kiel zwei U-Boote bauen (G 1 und 2) ſowie
an ihrer Vervollkommnung unausgeſeßt arbeiten, und als endlich na< Jahren
aud das Neichsmarineamt ſeine Zurückhaltung in dieſer Frage aufgeben
mußte, bildeten jene beiden U-Boote die Stammſchiffe für unſere U-Boot-
Flottille, die im Weltkriege eine ſo große Rolle ſpielen ſollte. Dieſe Rolle
würde aber bei der umübertrefflihen Tüchtigkeit der deutſhen U-Boot-
bemannungen fowie der vorzüglihen Beſchaffenheit der Boote an ſi< —
auch eine Meiſterleiſtung unſerer Juduſtrie — jedenfalls eine no< wirk-
ſamere geweſen ſein, wenn der raſchere Bau dieſer Schiffsklaſſe ſhon früher
in Angriff genommen worden wäre. Es liegt auf der Hand, daß dann
auh bedeutend früher ein zahlreiches, erfahrenes, mit der Waffe auf das
innigſte vertrautes Perſonal zur Verfügung geſtanden hätte. Hieran
dürften au< alle Verſuche, die aus leiht begreiflihen Gründen amtlich
unternommen worden ſind, um jenes offenbare Verſäumnis zu entſchuldigen
oder gar nod rechtfertigen zu w ollen, nichts änern können. Jch bekam
damals einen Vorgefhmadf von der „Reſſort-Unfehlbarkeit“,
ohne daß ſie mir jemals Eindru> gemacht hätte, wenn kühle, rein ſachliche
Überlegung ſamt einfahem geſunden Menſchenverſtand zu anderen Ergeb-
niſſen führte.
Solches war auch der Fall bei der bald einſeßzenden Agitation des
Flottenvereins, dahingehend, daß das Flottengefeß von 1900 eine Um-
geſtaltung erfahren möge. Jene Vorlage bedeutete ſeiner Zeit an ſi eine
Tat, indem ſie die ganze organiſatoriſhe Entwicklung und den technifchen Aus-
bau unſerer Flotte auf feſte Grundlagen ftellte. Das Gefek erwies fich jedoch
als unzureichend für die Schaffung einer ſtarken Flotte. Daß wir bei
Nachweis dieſer Mängel angeſichts der landläufigen Neigung des Reichs-
tages zur Oppoſition in allen Dingen, die mit Wehrfragen zuſammenhingen,
auf Schwierigkeiten ſtoßen würden, blieb fiher zu erwarten. Das durfte
aber do< den Flottenverein niht von der Pflicht entbinden, als unab-
hängiger Verein in dieſer überaus wichtigen Angelegenheit rechtzeitig
Stellung zu nehmen nad beftem Wiſſen und Gewiſſen. Der Flottenverein
mußte hierbei vor allem die großen Geſichtspunkte zu wahren beſtrebt ſein,
die losgelóſt von allen Parteiintereſſen und losgelöſt von jeder
Reſſortunfehlbarkeit in den bereits erwähnten Worten des
Kaiſers von der Notwendigkeit einer ſtarken Flotte ihren Ausdru> fand.
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