Full text: Erlebtes und Erstrebtes

  
Dieſer Antrag wurde einſtimmig angenommen. Allerdings hatten 
vorher die Abgeſandten des Provinzialverbandes Berlin-Brandenburg den 
Saal verlaſſen. 
Als nächſte und wichtigſte Aufgabe war mit Recht die Forderung er- 
hoben worden, daß der Ausbau der deutſchen Flotte in einemra ſcheren 
Tempo vor ſih gehen müſſe, als 1900 vorgeſehen; und zwar konnte das mit 
guten Gründen politiſcher, wirtſhaftliher und marinetechnifcher Art belegt 
werden. Unter anderem hatte i< nahgewieſen, daß im Flottengefeße von 
1900 die Auslandsflotte, „obwohl ſie von der Reichsregierung als dringend 
notwendig bezeihnet worden war, zurü>geſtellt und außerdem die Lebens- 
dauer der Kreuzer von 15 auf 20 Jahre heraufgeſeßt worden war.” Beides 
geſhah auf Angehen des Zentrums, das ſonſt mit der Ablehnung des 
ganzen Geſetzes drohte! Alſo „Erpreſſung“, und die Regierung gab gegen 
ihre beſſere Überzeugung nah. Es war aber jeßt die höchſte Zeit, dieſen 
Fehler wieder gutzumachen, wenn wir wirflic eine ſtarke Flotte beſitzen 
wollten, die uns Schuß unſerer ntereffen über See wirkli ſicherſtellte. 
Ich konnte ferner nachweiſen, „daß wir 1900 auf dem vierten Plate 
unter den Seemächten ſtanden und im Begriffe ſeien, auf den fünften herab- 
zuſinken, troßdem unſere Handelsflotte die zweitgrößte der Welt ſei.“ 
Stließlich, „daß die Bildung eines dritten Doppelgeſhwaders von Linien- 
Ihiffen unabweisbare Notwendigkeit ſei angeſichts der ſtets wachſenden 
Überlegenheit an dieſen Schiffen in anderen Staaten, daß zu dieſem Zwecke 
das Bautempo beſchleunigt ſowie die ungebührlich hohe 
Tebensdauer unferer Schiffe herabgejest werden müßte.” 
War drei Jahre hindur< der Horizont des Flottenvereins ungetrübt 
geblieben, ſo wurden nach der Dresdner Tagung verſchiedene Wolken ſichtbar, 
die ſh im Laufe der Zeit zuſammenballten und die nationale Bedeutung jo- 
wie die erfolgreihe Tätigkeit des Vereins planmäßig herabzudrü>en ver- 
ſuchten. 
Zuerſt trat das Zentrum auf den Plan! Einer ſeiner Führer, Herr 
Müller-Fulda, brachte es zuwege, in der Haushaltungs-Kommiſſion 
des Reichstages zu ſagen: „Jn Sachſen iſt auch ein neuer Boulanger erſtanden 
in einem Offizier a. D., der für 794 Millionen Marf neue Schiffe fordert.‘ 
Das mit den 794 Millionen war glatt gelogen und mich einen Boulanger 
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