dieſem durch die ſelbſtändige, ſtets nur ſachliche Ziele verfolgende Haltung der
Präſidialgeſchäftsſtelle niht genug Rechnung getragen zu ſehen. Außerdem
neigte er zum Ränkeſpiel, was den „wiſſenden“ Kreiſen Bayerns bekannt
war. Seine Stellung als Reichsrat und Kammerherr ſicherte ihm einen
gewiſſen politiſhen Einfluß, vor allem bei Hofe. Außerdem ſtand er dem
Zentrum nicht fern, wenn er das auch ſtets Teugnete. Es war ihm damals
gelungen, den preußiſchen Geſandten in München auf feine Seite zu bringen,
was die Schmerzen über die beiden „renitenten Generale‘ in der Präfidial-
geihäftsftelle betraf. Nun kam Admiral Hollmann auf der Rü>kehr von
der Orientfahrt des Kaiſers über München, wo ihm das Nötige „ſouffliert““
wurde. Der Admiral gab es weiter an den Kaiſer, der es in ſeiner impul-
ſiven Art in jenes Telegramm an General Menges umſeßte. Daß das
Reichsmarineamt „innerlih“ damit einverſtanden war, dürfte
keinem Zweifel unterliegen. Dort war es jhon immer als eine Art ¡¡Un-
gehörigkeit“ empfunden worden, daß „Jufanterie-Generale““ die Geſchäfte
des Flottenvereins leiteten! Auch daß ſie, ohne Fachleute zu ſein, das ver-
traten, was jedem denkfähigen „Laien“ klar ſein mußte und teilweiſe felbft
marineamtli< (Nauticus) vertreten worden war. Außerdem war es durh-
aus auh „tehniſ<“' berechtigt, die Beſeitigung des ſeitherigen Linienſchiffs-
typus zu fordern mit den ungeheuren, leichte Ziele bietenden Dedsaufbauten
und den wenig nüßlichen Gefechtsmaften. Diefe martialifd ausfehenden Zu-
taten — fie nahmen fi auf Bildern und bei laggenparaden gut aus —
jeßten aber den Gefechtswert der Schiffe erheblich herab.
Inzwiſchen kam die ſogenannte Kriſis im Slottenverein in der breiteſten
Öffentlichkeit niht zur Ruhe. National gerichtete Zeitungen ſchrieben:
„Aus parteipolitiihen Gründen (Zentrum) wurde ſhon vor einiger Zeit zur
Hebe gegen den Flottenverein geblaſen, und der Stantsfefretär der Marine
beteiligte fi daran „um höherer Zwede willen‘, das heift um die dritte
Marinevorlage aus Zentrumshänden zu erhalten. Der Frontalangriff
gegen den Slottenverein wurde aber abgefchlagen. Sekt verſuchte man, auf
vertrauten Schleihwegen das Ziel zu erreihen. Vorerſt mußten hierzu die
beiden unabhängigen Generale aus ihren leitenden Stellen beſeitigt werden,
um den Verein in einen „Kaiſerlichen ſans phraſe“ umzubilden.
Vor wenigen Monaten no< ſpra<h Wilhelm II. dem Verein ſein volles Ver-
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