Was Punkt 1 betrifft, ſo war mir bei einem Beſuche des damaligen
Staatsſekretär des Reichskolonialamtes (Dernbur g) eine Broſchüre ge-
zeigt worden, die alle Ungereimtheiten, Verdrehungen, Entſtellungen, die Herr
Erzberger in der Kolonialangelegenheit „Pöplau*!*) ſich geleiſtet hatte —
ſowohl im Reichstage als in Veröffentlihungen —, zuſammengeſtellt und
die eine weitſhweifige, drei oder vier Zeilen umfaſſende Überſchrift trug.
Da die RNeichstagsauflöſung hauptſächli< in der feindſeligen Haltung
des Zentrums in Kolonialangelegenheiten ihren Grund hatte, ſo mußte es
für die Wahlen wichtig fein, diefe Haltung in die richtige Beleuchtung zu
rüden. Sch nahm deshalb einen Blauftift, ftric die unpraktiſhe Überſchrift
durh und ſeßte dafür:
„Die Lügen des Herrn Erzberger.‘
Solche waren es nämlich vielfah, wie man leiht nahweiſen konnte.
Die Flugſchrift ſelbſt wurde dann verſandt und hat zum großen Ver-
druß des Zentrums gute Wirkung getan.
Den 2. Punkt hatte der Reichskanzler ſ{<hon in ſeiner Rede vom
24. Februar 1907 im Grundſaß dahin feſtgeſtellt, daß es Pflicht einer
Regierung fei, Kandidaten zu unterftügen, die ihre Auffaſſungen vertreten.
So verhielt es ſi< au<< in meiner bezüglichen Mitteilung an Herrn Eickhoff.
In den geſtohlenen Briefen befand ſi< au< eine — aber entftellt
wiedergegebene — Äußerung, nach der ih den „Furor protestanticus“ bei
den Wahlen gegen das Zentrum mobil gemacht haben ſollte. Der Sach-
verhalt beſtand darin, daß ih in einem Briefe die Wendung gebraucht hatte:
¡Man ſchreibt mir aus Sachſen, daß dort der Furor proteſtanticus in
dem proteſtantiſchen Lande ſi< gegen die mit dem Zentrum verbündete So-
zialdemokratie richte.“ Das war mir ſehr begreiflih, und ſo erlitten die
„Verbündeten“ des Zentrums, die Sozialdemokraten, damals dort eine
\{<were Niederlage! Jm übrigen ſchrieb mir ſeiner Zeit der Kardinal Erz-
biſchof von Köln, nachdem ih ihn ſchriftli< über den Sachverhalt aufgeklärt
hatte, er danke für dieſe Aufklärung und bedauere die ſeitherige Jrreführung!
Da auch die „Ger man i a“ zu den falſhen Anklägern auf Grund des
im „Bayeriſchen Kurier“ veröffentli<hten Materials gehörte, ſo war ihr
die Erklärung des Herrn Siebers höchſt unbequem. Sie fchrieb deshalb
*) Herr Erzberger wurde damals zu Gefängnis verurteilt.
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