einen ſolchen Artikel mit den einleitenden Worten: „Herr Oberſtleutnant
v. Spieß (München) erſu<ht uns um Aufnahme nachſtehenden Aufſatzes.““
Jch hätte ſpäter in Kaſſel von dieſer jedenfalls für die ehrlihe Kampfweiſe
von Kollegen wenig \{<meicelhaften Tatſahe Gebraud machen können, tat
es aber nicht, weil der Betreffende immer no< dem Präſidium angehörte.
Wenn ih heute die Zeitungsartikel aus jenen Monaten überblide, fo
empfinde ic von neuem die Genugtuung, daß die nationalgeſinnte un-
abhängige Preſſe aufs Ihärffte dieſe „Sonderbündler““ mit ihren perſönlichen
Gehäſſigkeiten verurteilte. Daß ich hier dag „unabhängig“ betone, ſo ge-
ihieht e8, weil dos Neihsmarinenamt fih den Gegnern einer felb-
ſtändigen unabhängigen Geſchäftsführung des Deutſchen Flottenvereins an-
\{loß unter Bekämpfung meiner Perſon, wie wir bald ſehen werden. Daß
hierbei au< Gründe gekränkter Reſſortpolitik mitſprachen, blieb mir nicht
verborgen. So hatte ih am 25. November 1907 im „Nationalen Deutſch-
land‘“’ folgendes geſchrieben: „Die neue Flottenvorlage iſt von dem Geiſte
erfüllt, in welhem ſeither die Flottenfrage amtli<h wie parlamentariſch be-
handelt worden iſt. Das heißt: niht unter großen nationalen Geſichts-
punkten, die in erſter Linie maßgebend ſein müßten bei einer Frage, die
anter Umſtänden eine Schi>ſalsfrage für Deutſchland bedeuten kann,
ſondern ſie ſtand unter dem Zeichen der Reſſortrehthaberei und parlamen-
tariſher Selbſtgenügſamkeit. Beides bequeme Dinge, die auh der Flotten-
vorlage das Gepräge gaben.
Seit Jahren wird ſeitens der Regierung und ſeitens des Reichstages
hartnä>ig unſere Fl ottenno t überſehen, und wer über den internationalen
Stand der Flottenfrage lediglih auf unſere amtlichen bzw. parlamentariſchen
Berichte angewieſen wäre, müßte unbedingt der Anſicht ſein, daß die gegen-
wärtige deutſche Flotte ein hervorragendes Kriegsinſtrument ſei. Leider iſt
das ganz und gar nicht der Fall. Wir werden unter der Herrſchaft des
Flottengeſeßzes von 1900 im Jahre 1908 von dem dritten Plat — den wir
damals einnahmen — auf den fünften Plas heruntergegangen ſein. Jeden-
falls wäre es für die Flottenkenntniſſe der Reichstagsboten bei ihrer „parla-
mentarifchen Jnformationsreiſe““ na< der Waſſerkante ſehr erſprießlih ge-
weſen, den Herren den Bericht aus dem englifhen Parlament vorzuleſen,
in dem ſteht: „England beſitzt 39 erſtklaſſige Linienſchiffe, Nordamerika 158,
Frankreih 13. An gepanzerten Kreuzern, die niht mehr als 20 Jahre alt
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