Full text: Erlebtes und Erstrebtes

  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
lih gelang es auh, den Kaiſer auf die bayeriſhe Seite herüberzuziehen, zu- 
mal nad einem Beſuche der Prinzen Ludwig und Ruprecht in Berlin. 
Prinz Heinrih von Preußen, unſer Protektor, hielt tapfer zum Präſi- 
dium, nachdem ich in wiederholten Vorträgen an Hand der Akten den hohen 
Herrn über die wahren Urſachen des Streites ſowie über die verwerfliche 
Art, wie er geführt wurde, aufgeklärt hatte. Er veranlaßte auh ohne mein 
Wiſſen den Prinzen Ruprecht von Bayern bei ſeinem Aufenthalte in Berlin, 
mich zu empfangen. ch hatte keine Veranlaſſung, dieſem Empfange aus 
dem Wege zu gehen, mußte aber zu meinem Bedauern feſtſtellen, daß der 
Prinz, als ich ihm an der Hand von Akten die ganze Haltloſigkeit der Um- 
triebe des Herrn v. Würsburg und Genoffen nadzumeifen begann, die 
Beſprechung abbra<h. Ich Eonnte aber do nicht umhin, den Prinzen an 
das Sprichwort zu erinnern: „Justitia est fundamentum regnorum!” 
Über dieſe Audienz ſchrieb i< am 3. Januar 1908 folgendes an den 
Prinzen Heinrich: 
„E K. H. habe ih die Ehre, folgendes untertänigſt vorzutragen: 
Vor allem danke i< E. K. H. für die gnädige Abſicht, dur< eine 
Audienz bei S. K. H. dem Prinzen Ruprecht von Bayern eine Ver- 
mittlung der beſtehenden Gegenſäße herbeiführen zu helfen. Leider 
iſt eine folhe Vermittlung nach der Stellungnahme S. K. H. des 
Prinzen Rupprecht ausgeſchloſſen, da Höchſtderſelbe von dem Rechte 
der bayerifchen Herren überzeugt find, froßdem ich mich erbot, an der 
Hand von Beweisſtü>ken nachzuweiſen, daß der Friedensbru< nicht 
von mir oder dem Präſidium ausgegangen ſei. Nun muß fih ja 
in Kaſſel öffentlich erweiſen, wie die Dinge liegen, und da ift mir vor 
dem Ausgange nicht bange, denn \<ließli< müſſen doh Recht und 
Wahrheit ſiegen. 
Ich habe au< S. K. H. dem Prinzen Ruprecht auf ſein Be- 
merken, daß Bayern nicht alleinſtehe, geantwortet, wie es falſ< ſei, 
son einer ‚„Mainlinie” zu reden, da Heſſen, Württemberg, Elſaß- 
Lothringen und die Mehrheit der Bayeriſchen Pfalz nicht mit Bayern 
ginge. Als S. K. H. an meinen Patriotismus appellierten, daß ich 
nämlich ſofort — jedenfals vor Kaſſel — zurü>treten möge, habe ih
	        
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