Full text: Erlebtes und Erstrebtes

    
  
„Herr Keim will alſo wohl den Schiller ganz aus der Volksſchule ver- 
bannen und vielleiht in den Pandurenkeller ſperren,“ bemerkte der 
freiſinnige Volksvertreter. Der „höhft aktuelle” Pandurenkeller erzeugte 
den Jubel ſeiner Geſinnungsgenoſſen. Hat unſer Schiller niht etwa auch 
anderes gedichtet, was der alte General recht oft den Jungen der deutſchen 
Volks\hule vorgehalten haben möchte? So z. B.: „Aber der Krieg auch 
hat ſeine Ehre, der Beweger des Menfchengeihies”, oder „Nichtswürdig iſt 
die Nation, die nicht ihr Alles freudig ſekt an ihre Ehre’? Na ja, Schiller 
iſt fih eben ſeiner Pflichten gegen die „Deutſche Friedensgeſellſhaft‘“ und 
gegen die „Fortſchrittlihe Volkspartei““ niht immer klar bewußt geweſen. 
Hat auch die gefährlichen Treibereien des Deutſchen 
Wehrvereins niht begriffen! Likmann. 
Es kam 1914, das Schicfſalsjahr für das deutſhe Volk. Daß es ein 
Sci>ſalsjahr werden muß t e im Kriegsfalle, hatte der DWV. oft genug 
eindringlih hervorgehoben. Man nannte ſeine Mitglieder dafür Chau- 
viniſten und Kriegstreiber. Allerdings war ſo etwas nur in Deutſchland 
möglih. In anderen Ländern hütte und ehrte man die Männer, die ihr 
Vaterland militäriſ< ſtark ſehen wollten. 
Im Februar 1914 hatte ih in einer großen öffentlihen Verſamm- 
lung des DWV. in Eſſen u. a. geſagt: „Man nannte die Befreiungs- 
kriege den heiligen Krieg und nannte 1870/71 ſo. Aber der wahre 
heilige Krieg wird uns nicht erſpart bleiben, in dem über Deutſch- 
lands Schickſal entſchieden wird. Er iſ wohl näher, als viele glauben. Er 
kann vielleicht ſhon in dieſem Jahre zum Ausbrud 
fommen Verlieren wir ihn, ſo bedeutet das unſer 
Elend, es bedeutet den Verluſt von Provinzen im 
Weſten und Oſten. Es bedeutet das Opfer von vielen 
Milliarden. Deshalb müſſen wiralles daran ſeßen, 
um den Krieg, wenn er unvermeidlich geworden iſ, 
zu gewinnen.“ Dieſe Ausführungen nahm der damalige bayeriſche 
Miniſterpräſident Graf Hertling übel, namentlich, weil i< die Aufbringung 
von ungefähr 1% Milliarde Mark gefordert hatte, um die immer noch vor- 
handenen Lü>en unſerer militäriſhen Rüſtungen zu ſchließen. Er ließ in 
dem bayerifhen Amtsblatt erklären, „General Keim ſei ein 
188 
  
     
     
  
   
     
   
   
    
  
  
  
  
  
  
    
     
    
    
   
  
	        
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