Full text: Erlebtes und Erstrebtes

   
  
  
  
  
  
Öfters ſtanden hier die deutſchen Kontrolleure bis an die Knie im Waſſer, 
und hat namentli<h auf dem Poſten von Caſter Leutnant Knaudt vom 
Landſturmbataillon Minden aufopfernde perſönlihe Dienſte geleiſtet. 
Nach Jubetriebſeßzung der Kanäle wurde in Loozen ein Hafenamt ein- 
gerichtet, dem Major d. L. Seeliger (bis dahin Zollbeamter in Ham- 
burg) mit großem Geſchi> vorſtand. 
Ich möchte noch einen Fall erwähnen als bezeichnend für die au< in 
den höchſten Kreiſen herrſchende „„Ausländerei!“ und die „Mentalität“! deut- 
ſher Juriſten. 
Eines Abends meldete fi bei mir der Major d. L. Walter Bloem, 
der bekannte Schriftſteller, der beim deutſhen Einmarſh ſ{<wer verwundet 
worden und als Juriſt ſpäter dem Generalgouvernement in Brüſſel 
zugeteilt war. Er hatte den Auſtrag, „eingehende“ Unterſuchung 
durchzuführen in Sachen des „Prince de Bourbon‘, vielmehr der „Prin- 
ceſſe de Bourbon‘, die Klage erhoben hatte gegen den Mititärgouverneur der 
Provinz Limburg und Offiziere der 22. SKavalleriebrigade wegen 
Raub, Diebſtahl, Erpreſſung und Bedrohung. Der Major hatte als Re- 
jerveoffizier im Negiment Hohenzollern geübt, als ih an deſſea Spike Hand, 
und war mir deshalb befannt. Er Eonnte aber doh ein gewiſſes Erſtaunen 
nicht verbergen, als ich erklärte, diefe Sade fei nit einmal ein: Bagatelle- 
Sache im juriſtiſhen Sinne, intereſſiere mi in keiner Weiſe, ih würde ihm 
aber für den folgenden Tag ein Auto und einen meiner Kriegsgerichtsräte 
zur Verfügung ſtellen, um ihm bei Ausführung feines hocdhnotpeinlihen Auf: 
trages behilflich zu fein. So geſchah es denn au<. Der Major fam am 
nächſten Abend von Aachen zurü>, ganz empört über die bodenloſe Frc- 
heit dieſes angeblichen „prinzlihen Ehepaares“, aber auh erſtaunt über die 
Leichtgläubigkeit am Kaiſerlihen Hofe. 
Dieſe „Princeſſe de Bourbon‘ hatte nämlih einen Brief an die 
Kaiſerin gerichtet, in welchem fie den „brutalen Militärgouverneur bzw. 
Offiziere der 22. Kavalleriebrigade der obenerwähnten Schandtaten be- 
ihuldigte und eine Entſchädigung von 600 000 Francs als Schaden- 
erſaß forderte. 
Unbegreiflicherweiſe fiel man in Berlin auf - dieſen aufgelegten 
Schwindel hinein, heiſhte vom Generalgouverneur „Remedur““, o hn e fid 
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