Full text: Handbuch der Land-Bau-Kunst (Zweiter Theil)

Bom inneren Ausbau der Gebäude. 223 
darf doch der Auftritt niemals unter 9 Zoll und die Steigung nicht mehr als 
7 bis 73 Zoll betragen. 
Die Treppen unterſcheiden ſich in äußerliche und innere; erſtere 
werden Freitreppen (Perrons) genannt, weil ſie unbede>t außerhalb den 
Gebäuden angebracht ſind. Lestere find Haupttreppen, Nebenctreppen, geheime 
Treppen, Kellertreppen, Bodentreppen 2c. 
Der Anlage nach, gehet eine Treppe entweder in einerlei Richtung von 
unten nach oben gerade auf, oder fie lieget theilweiſe in verſchiedenen Rich- 
tungen, nach Maasgabe der Een oder Winkel der Mauern, wo ſie angebracht 
werden ſoll, oder andere Urſachen erfordern eine oder mehrere Wendungen, und 
ſolche Treppen heißen gebrochene Treppen. 
Anm. Auffahrten oder ſonſt {räge Anlagen zum Heraufgehen oder Fahren, werden Ram- 
pen oder Appareillen genannt; leßtere Benennung gilt beſonders in der Sortification, 
von den Anlagen zum Auffahren der Kanonen auf die Wälle. 
Die Form der Treppen iſt entweder von der Art, daß die Stufen ſo- 
wohl als die Seitenftücke, worin die Stufen eingelaſſen ſind, oder die ſoge- 
nannte Wangen, aus gerader Arbeit beſtehen, oder es ſind beiderſeitige, ge- 
meiniglih aber nur die äußern Wangen an den gebrochenen Treppen, in den 
Ecken abgerundet, oder dieſe Wangen überhaupt dergeſtalt aufſteigend gekrümmt, 
daß fie lorhrecht von oben herab betrachtet, auf dem Grunde eine zirfelförmige 
oder eine ovale Defnung bilden. 
Dieſes ſind die gewöhnlichſten Formen der Treppen, und unter ſelbi- 
gen die erſtgedachte, oder höchſtens die zweite Art, die beſten, wo nemlich ent- 
weder alles in gerader Arbeit beſtehet, oder wo nur die Wangen in den Ecfen 
etwas abgerundet ſind; ſowohl in Abſicht der wenigeren Arbeit und Koſten, als 
wegen der Sicherheit verdienen fie den Vorzug; denn alle Treppen, wobei die 
Stufen nicht durchweg gleich breit ſind, ſondern auf einem Ende zu {mal 
und auf dem andern zu breit werden müſſen, ſind unbequem und unſicher, wel- 
ches ſchon bei der dritten Arc der vorgenannten Treppen, wo die ganzen äuße- 
ren Wangen gerundet oder geſchwungen ſind, der Fall ‘iſt. 
Jedoch iſt man oft in die Nothwendigkeit geſeßt, wenigſtens einen Theil 
der Stufen bei einer Treppe an einem Ende fehmäler, und an dem andern 
Ende breiter zu machen. Sind bei einer Treppe die Stufen alle von der Art, 
und beſonders ſo beſchaffen, daß fie mit einem Ende in einem Mittelftän« 
der oder Säule eingefege und zufammengezogen find, weldye Säule anftatt der 
Wangen dient, fo beißt eine folche Treppe eine Wendeltreppe, die auch 
  
  
  
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