Full text: Handbuch der Land-Bau-Kunst (Erster Theil)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
356 Dritter Abſchnitt. 
ſo iſt es dennoch nicht immer nôthig, das Gebäude 
abzutragen, um es mit einem beſſern Fundament zu 
verſehen , ſondern. je älter das auf dem Fundament 
ſtehende Mauerwerk ift, und je eher man alſo auf Fe- 
ſtigkeit und ſtarke Kohäſion des Mörtels in dein Mau- 
erwerf fchliegen kann, deſto eher- darf man es wagen, 
das alte Fundament auf kleine Diſtanzen von etwa vier 
bis fünf Fuß lang uutergraben zu laſſen, und eine 
Untermauerung des alten Fundaments aufs eilfertigſte 
ſtückweiſe vorzunehmen, welches ein Fundament 
unterfahren genannt wird; daß aber hiezu gez 
ſchi>te, erfahrne und zugleich vorſichtige Maurer gez 
hören, verfieht ſi<h von ſelbſt. 
Als Beiſpiele von dergleichen Unterfahrungen und 
zugleich, wie ſtark die Kohäſion eines guten Mauer- 
werks iſt, wenn es ſchon lange geſtanden hat und alſo 
vôllig ausgetro>net iſt, können vorzüglich diejenigen 
Fälle dienen, wo einzelne Pfeiler ſchadhaft geworden, 
und man den unteren fi abgelöf ten Theil weggenom- 
men, und den oberen Theil von neuen untermauert 
hat, Zwar hat man, bis das neue Mauerwerk fertig 
geworden, den obern Theil abgeſteift, allein es iſt ge- 
nau bemerkt worden, daß der obere Theil folcher ab- 
gelöſten Vfeiler nicht eigentlich dur die Abſte:fung 
gehalten oder getragen, ſondern daß dieſer Theil gleich- 
ſam geſ<hwebt hat, und bloß durch die Kohäſion von 
dem übrigen Mauerwerke gehalten worden iſ. 
Ganz deutlih ſieht man- folhes unter andern an dem 
Pfeiler eines Kreuzgewölbes in den Shloßkellern in Stet- 
tin, welder von: den Gewölben, bie fonft -darauf ruhten, 
gänzlich abgelöſt und wol an vier Zoll herunter geſunken iſt z 
gleihwol erhalten fih die Gewölbe vollfommen gut. 
 
	        
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