74 Erſter Abſchnitt, Von den Hanptmaterialien.
Anwendung der gebrannten Ziegel, niht allein in den Ge:
genden, wo es keine natürliche oder Bruchſteine gibt , ſondern
auch in denen, wo felbft Ichtere gefunden werden, entſchieden.
Die Gründe, weshalb fich die gebrannten Ziegel zur Anwen:
dung in der bürgerlichen und dkonomiſchen Baukunſt wol am
meiſten eignen , ſind ſehr einfah. Die Ziegel haben vor den
Bruchſteinen den Vorzug, daß ſich mit denſelben eine verband-
mäßige ſ{hwächere Wand aufführen läßt, da fie eine reguläre
Form haben und {wächere Fugen zulaſſen ; daß fie ferner meiſt
mit geringeren Koſten zu beſchaffen ſind, und daß ſie tro>-
nere, für Wohnungen geſundere Maüern geben. Endlich kann
noh der Vortheil genannt werden, daß fich mit geformten
Ziegeln Verzierungen aller Art in der Baukunſt häufiger, leich-
ter und wohlfeiler ausführen laſſen, als mit natürlichen Stei-
nen oder Bruchſteinen.
Die Ziegel bilden daher als Baumaterial den wichtigſten
Abſchnitt in der Baukunſt, und da ihre Zubereitung nah den
verſchiedenen Konſtruktionen der Gebäude kennen zu lernen,
ſowol für den Bau- Unternehmer als für den Baumeiſter wich-
tig iſt, ſo kann die Fabrikation derſelben in neuerer Zeit hier
niht, und ohne aâhere Beſchreibung und einzelne der wichti:
geren Details zu geben, umgangen werden.
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b. Eigenſchaften und Erkennen der Ziegelerde.
Die Erdart felbft iſt der Lehm, da reiner Thon ſi
nur hochſt ſelten vorfindet. Die Ziegelerde, welche der Bau-
meiſter beſonders bezeichnet, iſt von verſchiedener Gattung. Eine
Lehm-, Thon-, Bruch-, Schlamm- oder Klaierde, welche fich durch
ihren Grad der Fettigkeit ſtärker, dur< ihre Farbe, welche
roth, gelb, braun, grau, ({wärzli<, auh bläulich) ſein kann,
weniger genau unterſcheiden läßt, iſt unter dem allgemeinen
Namen der Ziegelerde bekannt. Der Lehm ift felten ganz
rein von fremden Beimiſchungen, und oft zu fandhaltig und
mager; der Thon hingegen reiner, doh oft zu klebrig und