98 Erſter Abſchuitt. Von den Hauptmaterialien.
beſondern Zwe>ken noch größerer Formen, zuweilen Platten, qua-
dratiſcher Form, von 30 bis 33 Zoll Länge, 2 bis 2% Zoll
Dieke, ſo wie auch der Quartierſtü>ke von 4 bis 5 Zoll Breite.
Zu Bogenwölbungen nahmen ſie keilförmige Ziegel, im Durch-
ſchnitt 22% Finger di>. Bei den Säulenordnungen erhielten
die Ziegel zu den Baſen, Kapitälern, Verzierungen und Geſim-
ſen die nôthigen Formen und Profile. Einzelne Formenziegel
bildeten Kragſteine, Schlangeneier, Blätterwerk, Streifen,
Labyrinth- und andere Verzierungen.
In der Altdeutſchen Baukunſt findet man gebrannte Ziegel
in den verſchiedenſten Formen bei den Bauwerken angewendet.
Am vollkommenſten ſieht man ſie bei Kirchen, Klöſtern, Rath-
häuſern, Schlöſſern, Thürmen u. d. gl., auh zur Konſtruktion
der Mauern, der Arkaden, Portale, Fenſter, Geſimſe, Frieſe
und Kapitäle benußzk. Es wurde um fo mehr ein großer
Fleiß auf die Form der Ziegel angewendet, da alle dergleichen
Gebäude ohne Abpus blieben.
Die Bauwerke wurden zugleich ſehr langſam und ſolide
aufgeführt, weßhalb man ſich meiſt ſehr großer und außeror-
dentlich ſtarker Ziegel bediente, deren Länge über ein 1 Fuß,
deren Breite Y, Fuß, und deren Dicke "/, Fuß betrug. Dabei
war die Fabrikation auf den Ziegeleien ſo vorzüglich, daß
dieſe Ziegel den beſten Brand und eine außerordentliche Rein-
heit und Feſtigkeit der Maſſe beſißen, und die in neuerer
Zeit gefertigten Formziegel in Hinſicht der Dauer um Vie-
les übertrafen.
Im Allgemeinen läßt fich über die Form der Ziegel in
Bezug auf die Fabrikation Folgendes bemerken. Werden
die Mauerziegel zu dünn geſtrichen, fo trodnen fie zwar leicht,
Und brennen ſih im Ofen gut aus; dagegen erzeugen fie beim
Transport zu viel Bruch, und geben zu viel Kalkfugen in
einem Mauerwerk. Macht man fie in der Form wieder zu
ſtark, fo brennen fie nicht gehörig aus, und werden für die
Handhabung zu beſchwerlich , ſo wie nicht allein der Transyort
bis zur Bauſtelle, fondern auch die Verarbeitung auf den
Gerüſten dur< den Maurer zu theuer wird,