Bon den künſtlichen Steinen. 161
dern nur auf beſondere Beſtellung ablaſſen. Die von eini-
gen Steingutfabriken hieſelbſt angefertigten Chamotziegel
haben eine glasartige, bläuliche Oberflähe und ein grö-
Bere Gewicht. Nach angeſtellten Verſuchen ſind ſie minder
gut und feuerbeſtändig, als die erſteren.
Das Chamotmehl wird ſtatt des Sandes dem Mör-
tel zugeſeßt, und zur Anfertigung von waſſerfeſten Mörteln
und Kitten gebraucht, wozu es vermöge ſeiner Beſtandtheile
ganz vorzüglich geeignet iſt. Diefe Hauptbeftandtheile find
Kieſelerde, Thonerde, Eiſenoxyd, Kalkerde, Kali, oder Natron.
Je feiner die Porzellanmaſſe iſt, welche zum Chamotmehl
genommen wird, je vorzüglicher wird dieſes. Daher können
auch alle zerbrochene Porzellangefäße zwe>mäßig hiezu be-
nußt werden.
Ein Arbeiter kann in einem Tage 1% Zentner ſtam-
pfen und ſieben. Das Chamotmehl wird in Töpfer- und
Ofenfabriken als Zuſaß zum Thon gebrauht, wodurch
derſelbe eine größere Güte, Feinheit und Ausdauer in der
Witterung erhält. Die Steinmaſſe, welche auf dieſe Art
in Berlin in der Feilner’ſchen Ofenfabrik ſeit mehreren Jah-
ren verfertigt wird, zeichnet ſih dur< ihre Feſtigkeit
und Ausdauer im Freien aus.
Die gefchlemmte Ehonerde wird mit dem Chamotmehl ge-
hôrig gemengt, und auf der $. 56. beſchriebenen Meſſermühle
noch vollkommener durchgearbeitet, wie oben ſchon gedacht iſt.
Aus dieſer Maſſe werden alle Arten architektoniſcher Verzie-
rungen, Geſimſe, Kapitäler und andere Gegenſtände, welche
gewöhnlich aus Sandſtein gearbeitet werden, geformt und
gebrannt. Auch hat man aus dieſer Maſſe ganze Figuren
und andere Ornamente angefertigt.
Das ſpecifiſhe Gewicht dieſer Ziegelmaſſe iſt 2,123. Der
Kubiffuß wiegt alſo 140 Berliner Pfund.
Anmerk. Ganz neuerlid hat man hier auch, den Verſuch gemacht,
ganz dünne und Eleine Dachziegel von Chamotmaffe zu formen und zu bren-
nen. Der Verſuch iſt um ſo mehr zu beachten, indem hiedur< eine
Gilly, Landbaukunſ. 1. 11
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