218 Erfter Abfchnitt: Von dey Hauptmaterialien.
kann nicht allgemein erklären , woher es kommt, daß manche
Holzart, die an einem Orte ſehr lange gedauert hat, unter
ſcheinbar ganz gleichen Umſtänden oft eine weit kürzere Dauer
hat, Es iſt daher wichtig, die Mittel und Umſtände zu un:
terfuchen und kennen zu lernen, die das frühe Verderben des
Bauholzes hindern, oder befördern. Kann man auch bei der
Anwendung des Bauholzes nicht immer die zwe>mäßigſten
und ſicherſten Mittel und Anordnungen wählen, um feine
Dauer zu verlängern, fo kann doch wenigſtens dasjenige ver-
mieden werden, welches zu der frühern Zerſtörung des Holzes
den Grund legt.
Die Zerftörung und Verderbniß der Hölzer geſchieht
(âußere: gewaltſame Urſachen, als Feuer u. f. w. abgerechnet )
gewöhnlih dur< Fäulniß, Vermodern, Berftoden,
Wurmfraß und den Holzſhwamm, welche Uebel fänt:
lic) durch die in demfelben enthaltenen, oder die ihm mitge=
theilten Feuchtigfeiten, fo wie dur Mangel an Luft - Circula-
tion in feiner Oberfläche entſtehen. Durch dieſe verliert das
Holz allmählig ſeinen feſten Zuſammenhang, läßt ſich leicht zer-
brô>eln, und zerfällt am Ende ganz zu Staub. Dieſe früh:
zeitige Zerſtörung des Holzes iſt jedo< nicht als ein nothwen-
diges Uebel anzuſehen, welches die Vegetabilien eben ſo treffen
müſſe, als die, todten animaliſchen Körper; ſondern es kann
unter Umſtänden mehrere Jahrhunderte lang fortbeſtehen, ohne
an ſeiner Feſtigkeit und ſeinem Tragvermögen bedeutend zu
verlieren.
So findet man z. B. in alten Städten hölzerne Ge-
bâude von Eichenholz, welche 300 Jahr geſtanden haben ; eben
ſo auf alten Kirchen und Thürmen 6 bis 700 Jahr- alte Dä-
cher, welche noh die dem Zwe>e angemeſſene Feſtigkeit voll-
kommen beſigen.
Die Erfahrung hat gelehrt, daß das Holz da am läng-
ſten dauert, wo es einer unveränderten Temperatur, und nicht
der abwechſelnden Einwirkung der Luft und der Feuchtigkeit
ausgeſeßt ‘iſt. Daher halten ſih alle Bauhölzer beſtändig un-
ter Waſſer ſehr lange; am längſten aber, wenn ſie im Erd-