222 Erfter Abfchnitt. Von den Hauptmaterialien.
» Die Fâäulniß des Holzes entſteht dur die allmälige Zerſeßung der
im Holze außer dem Faſerſtoffe und Harze enthaltenen, im Waſſer auf
lôslichen, ſchleimigen und gummiharzigen, extraktivſtoffartigen und gerbe-
ſtoffhaltigen Subſtanzen. Die Zerſeßung, welche dieſe Stoffe erleiden,
erfolgt anfänglih durch eine ſaure Gährung , die bald in eine mehr fau-
lige Übergeht. Sie iſt im Weſentlichen dieſelbe, wie fie allmälig bei der
Fâulniß und Verweſung thieriſher Körper eintritt. In beiden Fällen
werden endlich die Körper in eine zerreibliche Subflanz verwandelt, wel:
che mit dem Humus der Dammerde übereinfommt, und größtentheils aus
Faſerſtoff, mit veränderten ſhleimartigen Theilen verbunden, beſteht. «
» Die Bedingungen dieſer Zerfegung des Holzes find jene der Gâh-
rung überhaupt, nämlich: Feuchtiakeit und mäßige Wärme. «
» Das auf dieſe Art zerſeßte oder vermoderte Holz verliert , obgleich
der Faſerſtoff ſelbſt der Gährung widerſteht , dennoh durch die Gährung
der auflöslihen Subſtanzen allmälig ſeinen Zuſammenhang, ſowol, weil
jene Gährung fi duch die kleinſten Fibern hindurch verbreitet , und
dieſe ſona ihren Zuſammenhang verlieren , als auch, weil die fortſchrei:
tende Gährung allmälig den Faſerſtoff, zumal in fenen Theilen, in wel-
chen ex; fi der Natur des verhärteten Schleimes mehr nähert, angreift
und verändert. «
» sn jenen Perioden, wo das Vermorfhen des Holzes ſchon ſo weit
fortgeſchritten iſt, daß fi<h ſeine Oberfläche der Natur der Dammerde
nähert, wird fie, zumal beim Zutritt einer größern Menge von Feuchtig-
| keit, ein Standort für verſchiedene Shwämme , beſonders des holetus
VN | lacrymans. Das Entſtehen derſelben iſt daher wol ein Zeichen der ſchon
A weit fortgeſhrittenen Fäulniß, aber keineêweges deren Urſache. «
hl Nach mehreren, vom Verfaſſer dieſes Aufſaßes gemachten Verſuchen,
erklärt derſelbe, unter welhen Umſtänden die Serjeßung des Hofes am
hnellften vor fich geht.
1) »Wenn das Holz an fih feudt iſt, oder noch viel |
Vegetationswaſſer enthält. Ohne Feuchtigkeit kann keine Säh: |
zung ſtattfinden, Bauholz iſt daher um fo fehneller dem Verderben aus- |
gefeßt, je kürzere Zeit es nach ſeiner Fällung verbraucht wird; am frü- |
| heſten verdirbt es, wenn es im Safte ſtehend gefället worden iſt. Der
IN äußere Theil des Holzes, oder der Splint, enthält mehr Vegetations-
M waſſer , als der feſte holzige Theil; er kommt daher auch zuerſt in die
Gâhrung und das Verderben. Beim allmähligen Austro>nen bekommt |
das gefällte Holz Niſſe ; iſt es neu ohne Bedachung der Witterung aus- |
| geſeßt, ſo dringt das Waſſer durch dieſe Riſſe bis in den Kern, verdun- |
a ſtet hier, auh bei einer tro>enen Luft, nur langſam, und leitet um ſo |
M ſicherer die Gährung und Zerſtörung ein *). «
*) Aus dieſem Grunde muß daher das Bauholz auf den Baupläßen unter
luftigen Schuppen mit Bedachungen aufbewahrt werden,