256 Erſter Abſchnitt. Von den Hanptmaterialien.
» Alle die genannten Eigenſchaften zeigt au< das mit Natrum dar:
geſtellte Waſſerglas, zu deſſen Bereitung 2 Theile kriſtalliniſches Eohlen:
ſaures Natrum auf 1 Theil Kieſelerde erfodert werden. Das mittelſt
Natrum dargeſtellte flüſſige Waſſerglas hat aber vor dem mit Pottaſche
bereiteten den Vorzug,- einen weniger reißenden und abfpringenden Ueber:
zug zu bilden. Mifhungen aus dem legteren und erfteren geben die halt:
barften Ueberzüge. Die Anwendung des flüffigen Wafferglafes zu fchügen:
den Ueberzügen erfodert einige Maßregeln, von deren Befolgung der
gute Erfolg abhängig iſt. «
» Dieſe beftehen nämlich darin: daß man das zum erften Ueberftreichen
anzuwendende flüſſige Waſſerglas etwas verdünne; daß man das leßtere
nicht bloß oberflächlich aufftreiche, fondern dag man auf einer uhd derfel:
ben Stelle, den Pinſel etwas aufprüdend, mehrere Male hin= und her:
fahre, um dadurch die Flüſſigkeit in die Riſſe und Poren des zu über:
fteeichenden Holzes hineinzudrängen; daß man das flüffige Wafferglas
gleichförmig auftrage, und den Anftrich) wenigftens 6 mal wiederhole;
daß man das flüflige Wafferglas zur Erlangung recht dauerhafter Neber:
züge mit Y,. gepulverter Kreide, Thon, Glaspulver, oder, was das Befte
iſt, feingepulvertem Wafferglafe vermenge; daß man, bevor man einen
neuen Anſtrih macht, den früheren gehörig austro>nen laſſe, wozu im
Sommer ein Zeitraum von 24 Stunden nöthig zu fein pflegt, und daß
man, wenn Gemenge vom flüſſigen Waſſerglaſe und Kreide, Thon u. |. w.
zum Ueberzuge gewählt worden find, das legte Ueberftreichen mit rei-
nem flüſſigen Waſſerglaſe geſchehe. «
»Um Theater- Dekorationen durh leßteres gegen raſche Verbreitung
des Feuers zu ſhüßen, muß man die dazu anzuwendende Leinewand mit
dem Waſſerglaſe tränken, welches aber niht hinlänglih dur<s Anſtrei-
hen mit einem Pinfel geſchehen kann, ſondern es iſt nöthig, dieſelbe duch,
innerhalb des mit dem flüſſigen Waſſerglaſe gefüllten Gefäßes angebrachte,
Walzen mehrere Male unter einem ziemlich ſtarken Dru gehen zu laſſen,
um das Waſſerglas möglichſt innig mit der Leinwand zu vereinigen. Ein
Zuſaß von 1/45; Bleiglätte läßt leztern Zwe> noh beſſer erreichen.
Iſt die ſo zubereitete Leinwand tro>en geworden, fo wird fie erſt be-
malt. Sollten einige Farben duch) das Waſſerglas verändert werden,
wie dies 3. 3. mit dem Berliner Blau der Fall fein würde, fo wäre die
zu bemalende Stelle vorher mit Alaunauflöfung und Kreide zu über-
ſtreichen. «
Anmerk, Ein angeſtellter Verſuch mit dem Fuchs’fchen Waſſerglaſe, wo-
bei Bretter damit überzogen wurden, und mit andern gleichartigen rohen Bret-
tern über die aus einem Backofen ſchlagende Flamme gehalten wurden, zeigte,
dag die Entzündbarfeit bei beiden Bretterarten aleich groß war. Demnach kann
man den Anſtrich, bevor nicht andere günſtigere Erfahrungen hierüber gemacht
ſind, nicht unbedingt empfehlen, Auch iſt nicht zu läugnen, daß die Anwendung