366 Zweiter Abſchnitt. Don den Verbindiingsmaterialien.
nen etwas zu Pulver gerieben und, mit gleich vielem Koh-
lenſtaube gemengt, in einem offenen Ziegel zwiſchen Kohlen
ſtark durhgeglüht wird, wovon ſodann ein Schwefelgeruch
entſteht.
Das Brennen des Gipſes geſchieht in ähnlichen Oefen,
als die Backöfen, nachdem man den rohen Stein vor dem
Brennen gehörig austrodnen läßt. Es iſ hiebei viel grö-
Bere Borficht nöthig, als beim Brennen des Kalks, Er er=
hält feine Gare am beſten, wenn er nur bis zum Rothglü-
hen gebracht wird; geſchieht eine ſtärkere Erhitzung , ſo ver-
liert er ſeine bindende Kraft; wird er zu gering erhißt, fo
behält er noh Kriſtallwaſſer, und erhärtet“ beim Gebrauch
nicht {nell und gleichförmig genug. Durch das Brennen
deſſelben wird überhaupt nur die Verflüchtigung des Kri-
ſtallwaſſers beabſichtigt. Hieſige Verſuche, den Gips durch
Torf oder Steinkohlen zu brennen, ſind mißlungen, da der
dem Feuer zunächſt ausgeſeßte Gips verbrannte, während
der oberhalb liegende noch nicht gar wurde. Daher durfte
nur der Holzbrand angewendet, und dad Erglühen nur ei:
nige Minuten lang erzielt werden.
In hieſiger Gegend wird der Gipsſtein bei Sperenberg,
einem zum Zoſſenſhen Amte gehörigen Dorfe, vier Meilen
von hier, in reichlicher Menge gefunden ; er ſteht in ciner
50 bis 60 Fuß hohen Lage, und hôrt mit dem Spiegel des
nahe am Berge ſtehenden Sees auf. Dieſer Bruch wird
ſchon ſeit 100 Jahren bearbeitet, und man kann noh auf
viele 100 Jahre Gewinn davon rechnen. Die Gipäfteine
find nur mit einer zwei bis drei Fuß hohen Erdlage bede>t,
daher braucht man gegen andere Brüche weit weniger Mühe,
um die Steine zu finden, ſo wie auch der Stein ſelbſt ſehr
leiht zu brechen iſt, indem der ganze Bedarf, welcher in
hieſige Gegend , und ſeit einigen Jahren ſogar nach Preu-
ßen verfahren worden, und im Durchſchnitt jährlich an
10,000 Zentner betragen hat, nur von vier Mann beſorgt
wird,
Die Gipsſteine werden roh in großen Stücken und